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Pietrasanta Gedanken und Erfahrungen von einer, die fand, Religion sei nur etwas für schlichtere Gemüter - und dann
zum Islam konvertierte. Ausgerechnet ...

Freitagsgebet – zweiter Versuch

Ich habe lange hin und her überlegt, ob ich meine zweite Erfahrung hier veröffentlichen soll oder nicht. Schliesslich möchte ich mit diesem Blog vor allem Vorurteile abbauen – nicht bestätigen. 

Und doch, im Namen der Wahrheit werde ich erzählen, wie’s war. Mit dem Risiko, dass der eine oder andere nichtmuslimische Leser sagen wird: “Siehst du, das sagen wir doch schon immer.”


Dafür mit der Hoffnung, dass vielleicht der eine oder andere muslimische Leser ein wenig genauer hinschaut, wie das denn nun mit der unislamischen und in der Sunna des Propheten (s.a.w.s.) keineswegs vorgesehenen Frauendiskriminierung in seiner Gemeinde so gehandhabt wird…

Ich hab’s also gestern nochmal probiert. Am Karfreitag, dachte ich, haben viele frei, da besteht die Chance, dass auch ein paar Frauen zum Freitagsgebet kommen.

Nun, es waren welche da. Zwei. Inderinnen mit zwei kleinen Kindern, im Urlaub aus England. Sie gingen automatisch in jenen kleinen Nebenraum vom letzten Mal. Die eine – sie sagte, sie sei Islamlehrerin, erklärte mir, dass eigentlich Frauen am Freitagsgebet nichts zu suchen hätten, unerwünscht seien, weil nämlich Frauen keine Männer sehen dürfen und umgekehrt.  Deshalb beteten wir drei gleich anfangs, jede für sich. 

Inzwischen war die Moschee  so voll, dass die Männer nun auch noch diesen kleinen Nebenraum in Beschlag nahmen. Und wir zogen uns immer weiter zurück – 3 Frauen, eingekesselt in der hintersten Ecke einer kleinen Kammer am Boden sitzend, gegen die Ecke gerichtet, wartend, mit 2 kleinen Kindern, während die Männer dicht an dicht zunächst der Predigt zuhörten und anschliessend ihr Gebet verrichteten. Es war – entwürdigend. Wie war doch das mit der unantastbaren Würde der Frau im Islam???
Fazit: kein Gemeinschaftsgebet. Kein Umma-Gefühl. Keine Wiederholung geplant.


Nachtrag:
Ob sich wohl jene andere Chadidscha (a), die erfolgreiche Geschäftsfrau, die erste Frau des Gesandten (s.a.s), die wohlgemerkt ihm den Antrag machte und nicht umgekehrt, ob diese starke Frau sich wohl derart in die Ecke hätte drängen lassen? Ich streiche den letzten Satz des letzten Abschnitts. 

Und ich freue mich auf Kommentare mit euren Erfahrungen.
  
Veröffentlicht am 2011-04-23



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12 Antworten zu “Freitagsgebet – zweiter Versuch”

  1. Muss sagen, dass ich das so noch nie erlebt habe und es sehr bedauerlich finde, dass du diese Erfahrung machen musstest. Inshallah klappt es einmal besser, wenn die Zeit dafür kommt.

  2. Das finde ich richtig schlimm. Ich meine, wenn ich mich mal versuche in deine Lage zu versetzen: Keine muslimische Familie und (wahrscheinlich) auch kaum Freunde und dann noch dazu keine Moschee, wo man zum Beten hingehen kann. Das ist mal wirklich eine Prüfung.
    Ich glaube, ich würde in meinem völlig unislamischen bis antiislamischen Umfeld irgendwann mal durchdrehen, wenn ich nicht hin und wieder in die Moschee könnte.
    Hast du dich mal umgeschaut, ob es noch eine andere Moschee gibt, vielleicht im nächsten größeren Ort?
    Möge Allah (swt) dich für deine Geduld belohnen!

  3. In der Zeit des Gesandten s.a.w.s. haben die Frauen auch beim Freitagsgebet mitgemacht, obwohl es keine Pflicht für die Frauen ist, das teilzunehmen. Heutzutage ist diese Praxis von Mosche zu Moschee unterschiedlich und leider gibt es auch solche Moscheen, wo man eben solche Unannehmlichkeiten auch erleben kann, wenn die Frau zum Gebet hingeht.

    Am Besten nach Makkah kommen, da gibt es genügend Raum für Frauen 🙂

  4. Nein, das ist definitiv nicht "fast überall" so! Ich habe ds bisher genau einmal erlebt, in einer hanfitisch geprägten Moschee…alle anderen ermöglichen es auch den Frauen m Freitagsgebet teilzuhaben!
    Wir waren vorgestern etwa 50 Frauen plus Kinder und es wäre niemals jemnd auf die Idee gekommen uns den Frauenbereich streitig zu machen!

  5. As salamu aleikum wa rahmatullahu wa barakatuhu!

    Stimmt zur Zeit des Propheten beteten die Frau hinter den Männern, was ich persönlich sehr zweckmäßig finde, denn ich würde es denkbar unangehnem finden wenns umgekehrt wäre.
    Auch in der großen alten Moscheen in Kairo z. B. wie Sultan Hassan Moschee beten Frauen und Männer gemeinsam ganz selbstverständlich, die Moschee ist voll, jeden Freitag, der Männerbereich als auch der Frauenbereich, alles mit einem Eingang, also Frau und Mann treffen sich beim Rausgehen,es läuft alles in geordenten Bahnen ab, jede/jeder ist islamisch gekleidet zum Gebet und es funktioniert top alhamdulliah, keine/er wird belästigt, bedrängt oder sonstwas….es gehören immer beide geschlechter dazu und ich finde es schlimm, wenn immer nur die Frau als große Fitna betrachtet wird. Was kann Frau dafür wenn Männer ihre Blicke nicht senken , nicht mal zu Djumma……soll sich Frau nur mehr zuhause einsperren, weil sie die andere Hälfte der Menschheit/Männer so wenig zu benehmen weiss.

    Ich hätte die Moschee auf der Stelle verlassen, mich auch beschwehrt, das hätte ich mir nicht bieten lassen ins Eck gedrängt zu werden wie ein Hund. Die praktische Umsetzung der Sunnah des Prophten ist scheinbar die größe Herausforderung für die Gesellschaft der Muslime und sie reagieren in genau den selben patriachlischen Strukturen aus ihrer Unfähigkeit heraus, und letztendlich werden Frau ihre islamischen Rechte genommen.

    Wasalam Irene

  6. Assalamu alaikum,

    ich kann dein Drama nicht nachempfinden – entweder verstehe ich deine Worte nicht oder ich habe eine andere Auffassung von Würde?

    Wie hättest du denn die Situation in der Moschee gern gelöst?

  7. Wa alaykum as-salam
    Drama ist übertrieben. Doch, für mich hat das schon mit Würde zu tun, ob man ein vollwertiges Mitglied der Umma ist oder in eine Ecke zurückgedrängt wird und nicht mal mitbeten darf, weil man eine Frau ist. So hatte ich Neuling mir das wirklich nicht vorgestellt.
    Lösung? Ich weiss nicht. So eine Situation sollte meiner Meinung gar nicht entstehen. Aber wie du den anderen Kommentaren entnehmen kannst, scheint es ja vielerorts durchaus ähnlich zu und her zu gehen.

  8. Assalamu alaikum,

    hm, also, dass du nicht mitbeten darfst, kann ich gar nicht nachvollziehen, das scheint sehr merkwürdig, obwohl ich mir denke, vielleicht war es nur ein Mißverständnis. Wer hat dich denn am Mitbeten gehindert? Die zwei Inderinnen haben vielleicht nur ihre eigenen Traditionen mitgebracht und dir etwas Falsches erklärt? Lass dich von dem Titel Islamlehrerin nicht so leicht beeindrucken, achte lieber auf ihr Verhalten, ihre Art zu sprechen, ihre Art, sich zu kleiden – ja, auch das ist ein Indiz – um einen Hinweis auf ihren Wissensgrad zu erhalten – und auch dann, wenn alles perfekt ist, kann sie Fehler machen, weil das menschlich ist.

    Und das mit der Ecke hast du subjektiv so empfunden, aber möglicherweise war die Ecke eben ganz hinten, dort wo die Frauen auch schon zur Zeit des Propheten (s.a.s.) gebetet haben, da ihre Aurah geschützt bleiben möchte?
    Und vor dir und in der gegenüberliegenden Ecke haben sich doch auch Männer befunden?
    Ob sie deine Gefühle für die Situation geteilt haben mögen? Ich kann es mir nicht vorstellen.
    Sicher war es aber für alle nicht bequem, wenn die Moschee so überfüllt war.

    Und noch etwas: Da, wo Ummah drauf steht, ist ziemlich oft nicht Ummah drin.

    Ich hoffe, du wirst inshaALLAH die wahre Ummah finden.

  9. Salam

    hier in meiner Stadt sind die Moscheen zu klein, als dass da Frauen Platz hätten.
    Geh mal nach Hamburg in die Imam – Ali – Moschee, da sind auch jede Menge Frauen, und ne Übersetzung der Khutba gibts auch.

    wa salam

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