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naively Gedanken und Erfahrungen von einer, die fand, Religion sei nur etwas für schlichtere Gemüter - und dann
zum Islam konvertierte. Ausgerechnet ...

Ohnmacht. Ohne Macht.

Gestern Abend hat  eine junge Landsmännin (die ich übrigens persönlich kennen lernen durfte, und zwar nicht etwa in der Schweiz, sondern in der Prophetenmoschee in Medina!), auf Facebook folgenden eindrücklichen Text geteilt, mit dem sie vielen Muslimen und Musliminnen aus dem Herzen spricht.

Dahbia sagt: “Zu schweigen ist schwierig, aber die richtigen Worte zu finden, ist manchmal noch schwieriger.” Man kann es auch umdrehen: Die richtigen Worte zu finden, ist schwierig – aber zu schweigen, ist manchmal noch schwieriger.

Ich finde, Dahbia hat richtige Worte gefunden. Lest selbst:

überarbeitete Version meines Kommentars zur Thematik Pakistan, Sidney und all den Gräueltaten in Syrien und dem Rest der Welt. Zu schweigen ist schwierig, aber die richtigen Worte zu finden ist manchmal noch schwieriger…
Ohnmacht                 
Ein Kommentar von Dahbia Boukadoum                                  16.12.14

Nur so lässt sich beschreiben, was in mir vorgeht, wenn ich die Nachrichten sehe, wenn ich Zeitung lese oder Gesprächen im Zug lausche. Ich bin ohne Macht, machtlos gegenüber den unglaublichen Dingen, die passieren. Machtlos, zu verhindern, dass ein Wahnsinniger Menschen gefangen nimmt und tötet. Ich habe nicht die Macht oder Kraft zu verstehen, warum jemand Kinder tötet, die reinsten Wesen, die es gibt. Unschuldige Kinder, die noch nicht einmal verstehen, was Religion ist.

Ich habe kein Verständnis für Menschen, die ohne Gefühl, ohne Gewissen andere Menschen umbringen, foltern, einsperren, ihrer Freiheit berauben. Keinerlei Verständnis dafür, dass sie Kinder ihrer Mutter berauben, Kinder ihres Vaters, Eltern ihrer Kinder. Ich verstehe nicht, was im Kopf dieser Menschen vor sich geht, ich sehe nicht, was sie sehen, ich lebe nicht, was sie leben und ich werde es niemals tun.

Ich weigere mich, diesen Menschen zuzugestehen, dass sie etwas mit mir gemein haben. Denn sie haben nichts mit mir gemein. Sie beschmutzen den Namen von über einer Milliarde Menschen, die zwar die gleiche Religion, aber nicht das gleiche Gedankengut haben wie sie. Sie beschmutzen den Namen der Religion, die mich lehrte, in jedem Menschen das Gute zu sehen. Den Namen der Religion, die mir gebietet, gerecht zu handeln, ältere Menschen zu respektieren, immer die beste Version von mir selber zu sein und mehr an andere zu denken, als an mich. Ich fühle mich machtlos gegenüber diesen Menschen, die versuchen, mir etwas madig zu machen was ich liebe und lebe.

Ich bin machtlos, habe keine Macht, zu verhindern, dass es böse und widerwärtige Menschen auf der Welt gibt. Ich habe nicht die Macht, zu verhindern, dass diese Menschen sich Muslime nennen.

Muslimin zu sein heisst für mich, dann gut zu sein, wenn ich nicht gut sein will. Muslimin zu sein heisst, stets das Gute zu suchen und das Schlechte zu meiden. Muslimin zu sein, heisst meine Mitmenschen zu lieben, unabhängig von ihrer Rasse oder Religion. Es bedeutet für mich, Menschen zu helfen, wann immer ich kann. Mich dankbar zu zeigen, für das was ich habe und es ohne zu zögern mit anderen zu teilen.

Ich schäme mich nicht Muslimin zu sein, denn das ist, was ich sein will, was mich zu dem macht, was ich bin. Ich wünsche mir, dass die Menschen in meiner Heimat, der Schweiz, nicht von mir verlangen, mich von dem zu distanzieren, zu dem ich mich nie bekannt habe. Warum soll ich mich von etwas distanzieren, das jeder Faser meines Seins aufs tiefste zuwider ist?
Barak Allahu fiki, liebe Dahbia, dass du mir erlaubt hast, deinen Text hier einzustellen. Ich hoffe, er wird fleißig weiter geteilt.
  
Veröffentlicht am 2014-12-17



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7 Antworten zu “Ohnmacht. Ohne Macht.”

  1. "Muslimin zu sein heisst, stets das Gute zu suchen und das Schlechte zu meiden. Muslimin zu sein, heisst meine Mitmenschen zu lieben, unabhängig von ihrer Rasse oder Religion."

    Da sagt ihr Koran aber was anderes..

  2. Und dient Allah und gesellt Ihm nichts bei. Und zu den Eltern sollt ihr gütig sein und zu den Verwandten, den Waisen, den Armen, dem verwandten Nachbarn, dem fremden Nachbarn, dem Gefährten zur Seite, dem Sohn des Weges und denen, die eure rechte Hand besitzt. Allah liebt nicht, wer eingebildet und prahlerisch ist, (An-Nisā': 36)

    Und macht nicht Allah mit euren Eiden zu einem Hinderungsgrund, gütig und gottesfürchtig zu sein und zwischen den Menschen Frieden zu stiften. Allah ist Allhörend und Allwissend. (Al-Baqara: 224)

  3. Hallo Chadidscha – Suren-Pingpong kann nach hinten losgehen –

    Koran Sure 5, Vers 51:
    O die ihr glaubt, nehmt nicht die Juden und die Christen zu Schutzherren! Sie sind einer des anderen Schutzherren. Und wer von euch sie zu Schutzherren nimmt, der gehört zu ihnen. Gewiß, Allah leitet das ungerechte Volk nicht recht.

    5:51 O ihr Gläubigen! Nehmt nicht die Juden und die Christen zu Freunden. Sie sind Freunde gegeneinander. Und wer von euch sie zu Freunden nimmt, der gehört fürwahr zu ihnen. Wahrlich, Gott weist nicht dem Volk der Ungerechten den Weg.

    Das ist ja das Problem am Koran. Ein widersprüchliches Buch, ein Buch mit Widersprüchen. Dir persönlich nehme ich gern ab, dass du für die freundliche, friedliche Variante stehst. Aus meiner Sicht ist der Islam/Koran eine Art Gemischtwarenladen, wo jeder sich das greift, was er gerne hätte.

    Und ers gibt genug "Artikel" (sprich: Suren), die zum Gegenteiligen aufrufen…

  4. Naja, das sind zwei verschiedene Übersetzungen des gleichen Verses (5:51 ist dasselbe wie "Sure 5, Vers 51 😉 ). Auf jeden Fall beinhaltet das entsprechende Wort viel mehr, als nur "Freund". Deshalb steht dieser Vers keineswegs im Gegensatz zum von mir zitierten.

    Ansonsten: Ich spiele kein Pingpong mit anonymen Gegnern.

  5. …"Ich spiele kein Pingpong mit anonymen Gegnern".
    ________________________

    Ich bin kein "Gegner". Kritik am Islam muss erlaubt sein. Sie ist notwendig und wichtig. Gefällt halt den meisten nicht. Muss aber gerade deshalb sein.

  6. Ich sehe hier nichts gegeteiliges. Ich muss nicht mit jemandem befreundet sein um nett, hilfsbereit und freundlich zu sein. Familie kann man sich nicht aussuchen aber Freunde schon und wenn meine Freunde durch ihr tun meinen glauben beeinflussen oder mich von Allah (cc) entfremden dann bin ich einer von Ihnen. man sucht sich immer gleichgesinnte als Freunde aus also schließt das eine daß andere nicht aus.

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