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cattily Gedanken und Erfahrungen von einer, die fand, Religion sei nur etwas für schlichtere Gemüter - und dann
zum Islam konvertierte. Ausgerechnet ...

Wie ich mit dem Rauchen aufhörte

Was das nun ausgerechnet mit dem Islam zu tun haben soll?
 
Ich will es euch erklären. Vielleicht dient es ja dem/der einen oder anderen Immernoch-Raucher/in als Anregung.
 
Damals, unmittelbar nach meiner Schahada*), hörte ich aus einem Impuls heraus erst mal einfach damit auf. Nicht, weil mir jemand gesagt hätte, man “dürfe” als Muslima nicht rauchen, nein, darauf wäre ich gar nicht gekommen – ich dachte mir nicht einmal viel dabei, ich tat es einfach, es war mir ein Bedürfnis, ich wollte ein Zeichen setzen.
 
Nun muss ich gestehen, dass ich in meiner fast vierzigjährigen Raucherkarriere eine lange Leidensgeschichte aufwies, was das Aufgeben anbelangt. Wohl konnte ich – zuweilen – relativ gut aufhören, doch noch viel leichter fiel es mir, irgendwann wieder damit anzufangen. Mal war es nach ein paar Wochen, mal nach ein paar Monaten,  manchmal hielt ich es recht lange aus, einmal sogar fast drei Jahre.
 
Mich ärgerte es immer, süchtig zu sein. Dieses doofe Gefühl am Abend, wenn du weißt, dass die Zigaretten nicht mehr reichen. Dass du – oh Schreck – keine mehr hast für morgen früh. Oder nur eine statt die gewohnten zwei … Und dann die furchtbaren Raucherräume auf Flughäfen. Und die Zigaretten in der Kälte schmecken auch nicht gleich gut wie drin im Lokal … Ganz abgesehen davon, dass es nun wirklich nicht sinnvoll ist, einen Haufen Geld auszugeben, um sich (und die um einen herum) nach und nach krank zu rauchen.
 
Im Grunde wollte ich aber früher gar nie wirklich das Rauchen aufgeben. Ich wollte nur die Sucht loswerden. Genussrauchen wollte ich, in Maßen. Manche können das. Zum Frühstückskaffee, nach dem Essen, bei gesellschaftlichen Anlässen. Und so tappte ich nach jedem Aufhörversuch wieder in die gleiche Falle: Eines Tages denkst du, du kannst das jetzt, hast es lange genug bewiesen. Und versuchst mal wieder eine (weil die Lust drauf ja gar nie wirklich aufhörte, oder weil du gerade besonderen Stress erlebst – irgendwas fällt dir schon ein). Die erste schmeckt furchtbar. Super! Du bist über den Berg, wenn’s nicht schmeckt, besteht ja gar keine Gefahr…. Da kannst du ja locker mal wieder. Nur ab und zu. Die Zwischenräume werden kleiner, bald schmeckt es dir wieder und in weniger als nichts bist du wieder auf den gewohnten eineinhalb Schachteln pro Tag. Ein Exraucher ist wie ein trockener Alkoholiker – er darf das Zeug nie wieder anrühren, sonst …
 
Zurück zu meiner Schahada. Ich hörte damals also völlig mühelos, einfach so, von einem Moment zum anderen auf. Das war Ende Juni. In jenem Jahr war im August Ramadan und es kam zu meinem “Outing”. Oh! Erdbeben! Tsunami! Nein, das konnte ich meiner Familie nicht antun! So gab ich mir alle Mühe, meinen noch so zarten frischen Glauben wegzuschieben und dem Frieden zuliebe wieder so zu werden wie früher. Ha – da kann ich ja wenigstens auch wieder rauchen …
Wie ihr unschwer feststellen könnt, bin ich immer noch Muslima. Die Back-to-before-Islam-Versuche scheiterten allesamt – alhamdulillah. Natürlich! Ebensowenig, wie man jemanden oder sich selbst dazu zwingen kann, zu glauben, kann man sich dazu zwingen, nicht zu glauben!
 
Nur dass ich jetzt die Raucherei wieder am Hals hatte. Diesmal konnte ich aber nicht so einfach aufhören. Dabei wollte ich es so sehr. Als eine Art Geschenk für Allah, um ihm zu zeigen, dass es mir ernst war, mit dem Glauben. Aber obwohl ich es immer wieder versuchte, mehr als ein zwei Tage schaffte ich nicht. Kam immer etwas dazwischen. Stress, rauchender Besuch, irgendwas.
 
Bis …
 
… ja bis ich eines Abends eine Idee umsetzte, die mir seit einigen Tagen im Kopf oder im Herzen herumschwirrte: Ich nahm beim Bittgebet im Sudschud**) all meinen Mut zusammen und versprach Allah ganz feierlich, ab sofort nie mehr zu rauchen. Im vollen Bewusstsein, dass es undenkbar wäre, ein Gott gegebenes Versprechen zu brechen. Ein Bewusstsein übrigens, das nicht im Kopf sitzt – der kann sich nämlich jederzeit Ausreden ausdenken – sondern im Herzen.
Das war am 28. November 2010. Ich habe seither keine Zigarette mehr angerührt. InschaAllah bleibt es dabei, mit Seiner Hilfe.
 
 
*) das Glaubensbekenntnis, mit dem man den Islam annimmt (La ilaha illa Allah – Muhammadan rasulullah: Es gibt keinen Gott außer Gott und Muhammad ist Sein Gesandter)
**) die Niederwerfung im Ritualgebet
  
Veröffentlicht am 2016-06-24



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