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Gedanken und Erfahrungen von einer, die fand, Religion sei nur etwas für schlichtere Gemüter - und dann
zum Islam konvertierte. Ausgerechnet ...

Durchhänger (18. Ramadan 1434)

Gewisse Umstände haben dazu geführt, dass ich diesen Ramadan nicht nur allein faste, sondern auch größtenteils allein bin. Das ist im Grunde vorteilhaft, denn so ich kann mich in meiner freien Zeit soviel ich will der Religion widmen. Auch fühlt man sich in dieser besonderen Zeit unter Menschen, die nichts mit Islam und Fasten und Ramadan am Hut haben und das Ganze eher lächerlich finden zuweilen einsamer als ganz allein.
 
Nichts desto trotz – auch dieses Jahr habe ich ab und zu einen kleinen Durchhänger. Hadere mit der Einsamkeit: Ich faste alleine. Ich bete alleine. Ich lese Koran – alleine. Ich stehe ganz alleine in der dunklen Frühe auf. Ich koche alleine und ich breche das Fasten alleine. Sollte ich mal in die Moschee gehen, natürlich alleine, werde ich auch dort, zumindest sprachlich, allein sein. Und natürlich schreib ich alleine und…….
 
…….. und dann denke ich: Chair inschaAllah! 
„Sag: Meine Genüge ist Allah. Auf Ihn verlassen sich diejenigen, die sich (überhaupt auf jemanden) verlassen.“ (Az-Zumar: 38) 
Es ist mein Ramadan, so wie ER ihn für mich vorgesehen hat. Ich sollte froh sein, dass ich mich frei und entspannt den zusätzlichen Gottesdiensten widmen kann. Und ich muss dankbar sein, auch und gerade für diese Momente der Traurigkeit die, wenn ich geduldig bleibe, mich näher zu Ihm bringen können. So Er will.
 
Denn: (zum wiederholten Male einer meiner liebsten Ahadith)
Allahs Gesandter   hat gesagt: „Die Sache des Gläubigen ist wunderbar. Alle seine Angelegenheiten sind gut für ihn, und dies ist bei niemandem so außer dem Gläubigen. Wenn ihm etwas Schlechtes widerfährt, ist er geduldig, und dadurch wird es gut für ihn, und wenn ihm Gutes widerfährt, ist er dankbar, und dadurch wird es gut für ihn.“ (Suhaib; Muslim)
Ganz abgesehen davon: Wieviele Menschen auf dieser Welt sind allein! Und wieviele Menschen haben viel größere Probleme und wären gern allein, wenn sie dafür z. B. genug zu Essen oder Gesundheit oder einfach nur Frieden hätten…
 
Und überhaupt, ich hab ja euch :)!

Übrigens – die Kommentarfunktion ist wieder voll aktiviert, man kann wieder kommentieren, ohne irgendwo registriert sein zu müssen. Ich denke nicht, dass der „Wichtel“ oder besser „Gnom“ hier mitliest und darauf gewartet hat – inschaAllah bin ich ihn los ;).
  
Veröffentlicht am 2013-07-27



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6 Antworten zu “Durchhänger (18. Ramadan 1434)”

  1. Assalam Aleykum!
    Hallo Chadidscha

    Jetzt muss ich hier auch mal kommentieren, wo ich schon so lange mitlese. Ich mag Dein Blog und Deine Geschichte. Ich mag den Ort wo Du lebst, habe selbst Familie in Deiner Nachbarschaft und fühle mich Dir ein bisschen verbunden (so virtuell). Ich bin vor fast 10 Jahren zum Islam gekommen. Allein – ohne Mann oder Freund oder irgendetwas und seitdem praktiziere ich auch alles was dazu gehört. Fasten, Namaz …
    Die soziale Komponente ist schon wichtig im Islam, aber es ist eben "nur" die soziale Komponente. Das was wirklich zählt, spielt sich in Deinem inneren ab und das kann sich viel besser entfalten wenn Du allein bist.
    Sieh es nicht als Last an, allein zu sein. Ich genieße morgens allein zu sein – die Stille zu spüren, die Verbundenheit. (und das kannst Du an einem so wunderschönen Ort an dem Du lebst bestimmt noch viel besser als ich in einer deutschen Großstadt).
    Freue Dich einfach, sei glücklich darüber, dass es genauso ist, wie es gerade ist. Zieh daraus Deinen Nutzen. Denke nicht daran, dass Du dankbar "sein musst" – wie soll das denn funktionieren? (kein Zwang, auch nicht Dir selbst gegenüber – schon vergessen?)
    Das Fasten bringt oft ungeahnte Emotionen an die Oberfläche, alles wird intensiver erlebt und manchmal überschlägt sich alles. Ich kenne das. Freu Dich einfach, sei glücklich, nimm Dir ein schönes Buch und setz Dich in Deinen wunderbaren Garten oder auf Deinen Balkon und entspanne Dich ein wenig. Wenn Du anfängst den Frieden und die Ruhe zu spüren, die von diesem Monat ausgehen, wird auch Deine Traurigkeit gar keinen Platz mehr haben.
    Ich wünsche Dir alles Gute und grüß mir die (der oder das oder was auch immer :)) Algarve.

    Alles Liebe,
    Jacaranda

  2. Wa alaykum as-salam Jacaranda

    Vielen Dank für deine lieben Worte.

    Nun, so ein bisschen Traurigkeit dazwischen lässt einen den Frieden und die Ruhe ja nur noch intensiver erleben, insofern meine ich das Müssen nicht als Müssenmüssen sondern eher als Nichtanderskönnen, wenn du verstehst, was ich sagen will 😉

    Gerade überlege ich mir, wie ich meine wunderschönen Jacaranda-Bilder mit einem Ramadan-Artikel verknüpfen könnte… 😉 Hast du eine Idee?

    Liebe Grüße
    Chadidscha

  3. Das hört sich ja schon ganz anders an als in Deinem Beitrag. ich kenne das nur von mir, wenn man erstmal tiefer in dieser Traurigkeit festhängt, ist es sehr schwer wieder rauszukommen udn dauert meist schon ein paar Tage und deswegen habe ich ein paar "Mechanismen" entwickelt (die leider auch nicht immer funktionieren), die es gar nicht so weit kommen lassen sollen.
    Und Zufriedenheit (aber wirkliche Zufriedenheit – nicht ich bin zufrieden, weil ich mich damit abfinden muss, sondern wirklich zufrieden, weil es gut ist) gepaart mit Ruhe und Frieden ist unglaublich erfüllend. Als würd man ein bisschen über den Dingen "schweben".

    Einen Bezug zu Ramadan kann ich Dir mit der Jacaranda nicht unbedingt geben, aber vielleihct hilft Dir zu erzählen, wieso ich mir diesen Nick gegeben habe:
    Ich war bei meiner Schwester an der Algarve mit meiner kleinen Nichte spazieren, biege um eine Ecke und sehe einen Baum der scheinbar nur aus lila Blättern besteht. Das sah so unglaublich aus und der Baum stand auf einem Kindergartengelände, dass ich zuerst dachte, die Kinder hätten diesen Baum über und über mit lila Stoffschleifen geschmückt. (Sonst habe ich aber eigentlich ganz gute Augen)
    Haben sie natürlich nicht ;), aber ich hatte vorher noch nie so einen schönen Baum gesehen, es gab noch nichtmal grüne Blätter – nur lila Blüten. Meine Schwester hat mir dann später erzählt wie der Baum heißt (und hat sich köstlich über meine Geschichte amüsiert). Da dachte ich der Name "Jacaranda" schreit danach als Nick genutzt zu werden.

    Vielleicht fällt mir doch ein Bezug zu Ramadan ein: Etwas sehr Schönes, unverhofftes, noch nie gesehenes … und sowieso: ein wunderbarer Teil der Schöpfung – und sie blühen nur zwei Wochen im Jahr. Sie geben alles in diesen zwei Wochen um ihre Aufgabe zu erfüllen. – Also her mit den Bildern 😉

    Alles Liebe,
    Jacaranda

  4. Salamaleikum Chadidscha,
    sei nicht traurig liebe Schwester. Du hast ja uns, deine islamischen Geschwister im Internet. Es freut mich immer so auf deinen Blog zu kommen und etwas schoenes neues zu lesen. Es ist schoen zu wissen, dass es so besondere Menschen wie dich gibt.
    Moege Allah dich immer gluecklich machen amin.

    Kein Missgeschick betrifft den Muslim, keine Sorge, kein Kummer, kein Schaden, kein Gram, nicht einmal ein Dorn sticht ihn, ohne dass Allah damit etwas von seinen Sünden auslöscht. ” (Sahih Al-Bukhari,Hadith Nr. 5318)

    Sumeyya

  5. Wa alaykum as-salam und danke für deinen Trost und den schönen Hadith. Ich bin aber ganz und gar nichts Besonderes, auf jeden Fall nicht mehr oder weniger als jedes andere Geschöpf Gottes.

    Chadidscha

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