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Gedanken und Erfahrungen von einer, die fand, Religion sei nur etwas für schlichtere Gemüter - und dann
zum Islam konvertierte. Ausgerechnet ...
23 Jahre
23 Jahre hatten die ersten Muslime Zeit. Nach und nach wurde ihnen die Religion offenbart. Wurden ihnen Regeln gegeben, Verbote und Gebote. Sie konnten sich ganz langsam daran gewöhnen, schlechte Gewohnheiten ablegen, neue Riten erlernen und in ihren Alltag integrieren.
Heutzutage stürzt alles auf einmal auf einen neuen Muslim ein – und noch viel mehr, nämlich die ganzen Ahadith und alle in 1400 Jahren entstandenen Wissenschaften rund um die Religion. Er kann gleichzeitig verschiedene Koranübersetzungen und -Erläuterungen, Werke zu Tauhid, Aqida, Ibadat, Hadithwissenschaft lesen – um nur ein paar wenige Beispiele zu erwähnen (nein ich werde nicht erklären, was das alles ist – googelt selber 😉 ) Und er führt es sich zu Gemüte und sieht, was er alles nicht weiß, und was er alles nicht wusste, und wie vieles er vielleicht falsch macht oder nicht ganz richtig, irgendwann merkt er, dass er unmöglich alles auf einmal sortieren und auch noch lernen und verinnerlichen und richtig machen kann. Nicht zu vergessen, dass wir uns ganz nebenbei noch ein wenig Arabisch-Kenntnisse aneignen wollen, und Gebetstexte und Suren auswendig lernen.
Ach ja – und zu Koran und Ahadith und den Schriften der Gelehrten kommt heutzutage noch mehr auf uns zu: die Orientalisten, die Islamexperten und die liberalen Islam-Erneuerer, die wieder eine neue Sicht auf die Dinge propagieren – meist eine sehr angenehme, sympatische und auf jeden Fall eine viel „gesellschaftstauglichere“….
Gar nicht zu reden von den vielen gut gemeinten Ratschlägen, Mahnungen, Warnungen, Beschwichtigungen, Vorhaltungen usw. in islamischen sozialen Netzwerken und Foren und in Youtube-Videos.
Auf jeden Fall macht es einem manchmal den Kopf ganz wirr. Natürlich meinen es alle gut und wollen uns helfen, aber Papier frisst alles und das Internet erst recht, und es ist für Laien ziemlich schwierig, die Spreu vom Weizen zu trennen.
Ich glaube, ich werde mal einen Gang zurückschalten. 23 Jahre hatten die ersten Muslime Zeit. Ich muss nicht alles auf einmal schaffen. Der Weg ist das Ziel und die Absicht zählt. Ich will versuchen, mehr Geduld zu haben, auch mit mir selber. Und darauf vertrauen, dass Er meine zahllosen Bitten erhört, und dass ich deshalb so Gott will auf dem rechten Weg bin (für Nichtmuslime: nachstehende Sura, die erste des Koran, wird allein schon bei den täglichen 5 Pflichtgebeten 17 Mal rezitiert).
Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen.(1)
(Alles) Lob gehört Allah, dem Herrn der Welten, (2)
dem Allerbarmer, dem Barmherzigen, (3)
dem Herrscher am Tag des Gerichts. (4)
Dir allein dienen wir, und zu Dir allein flehen wir um Hilfe. (5)
Leite uns den geraden Weg,(6)
den Weg derjenigen, denen Du Gunst erwiesen hast, nicht derjenigen, die (Deinen) Zorn erregt haben, und nicht der Irregehenden! (7)
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Veröffentlicht am 2011-12-25
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6 Antworten zu “23 Jahre”
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Das klingt wie eine richtig gute Idee. Du musst Dir ja nicht 23 Jahre Zeit lassen, aber so zwei, drei kann man sich ja schon gönnen 😉
Ein Mann kam zum Gesandten Gottes (s.a.s.) und sagte: "O Gesandter Gottes, die Gesetze des Islam sind zu viel für mich. So rate mir etwas, woran ich mich festhalten kann." Er antwortete: "Deine Zunge soll stets feucht von Gotteserinnerung sein."
…dann werden die Gesetze des Islam nach und nach ganz von selbst immer weniger zuviel…
Danke für diesen genialen Artikel. Du sprichst mir aus dem Herzen. Ich bin vor einem Jahr zum Islam konvertiert. Und bin genau in diesem Spannungsfeld. Alles sofort zu wissen und umzusetzen. Und die vielen Ratschläge im Internet und in den sozialen Netzwerken kann auch immer zuviel werden…
Ich möchte mehr gelassenheit und geduld üben. Allah kennt mich und weiss was jetzt und er wird mich auf den rechten Weg leiten.
Salam aleikum wa rahmatuh Allah(ta) wa Barakatuh
Auch jetzt nach wiederholtem Lesen stelle ich fest wie sehr Du unser Muslimwerden getroffen. Ich kenne kaum eine/n zu Islam gefundenen Schwester/Bruder denen es nicht so erging. Auch ich habe alles in mich aufgesogen, wollte alles schnell erlernen und war aber auch dem Druck der "sozusagen fertigen Muslime" ausgesetzt, die von mir vieles sofort erwarteten, z.B. richtig beten, das vermeintlich richtige Verhalten einer muslimischen Frau, sogar das Kochen, ja richtig gelesen, das Kochen. Was ist am Kochen islamisch, ausser man bemüht sich halal zu kochen. Hier wurden wieder die Grenzen zwischen Kultur und Religion verwischt, obwohl, gar keine Frage ich die orientalische Küche über alles liebe, kam es manchmal zu Trotzreaktionen. Da habe ich einfach mal ein typisch deutsches Menü gekocht, aber eben halal.
Nach ein paar Jahren fing es auch bei mir an zu stocken, habe dann eben langsam weiter gemacht. Vieles was ich vergessen dachte, kommt zu rechten Zeitpunkt wieder in Erinnerung. Nach meiner Scheidung blieb dann sogar mein Arabisch Lernen auf der Strecke. Aber in sha Allah(ta) werde ich wieder einen Ansatz finden weiter zu machen.
aleikum salam Deine/Eure Gabi Nussaibah
Salamaleikum
"Im Namen Allah des Allerbarmers, des Barmherzigen.
Bei der Zei, wahrlich, der Mensch ist in einem Zustand des Verlusts,
ausser die glauben und gute Werke tun und sich gegenseitig zur Wahrheit und Geduld mahnen" – Ja GEDULD da hast du recht, müssen wir Konvertiten haben, denn wenn uns alles zuviel wird, lernen wir gar nicht, anfangs wollte ich auch sofort alle Bücher szapelweise lesen, alles wissen, jetzt freue ich mich über jede neue Kleinigkeit. Gott weiß was er tut und er belastet uns alle nur soweit wie wir es aushalten. Alla u akbar!!! Alles Liebe Kana