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Gedanken und Erfahrungen von einer, die fand, Religion sei nur etwas für schlichtere Gemüter - und dann
zum Islam konvertierte. Ausgerechnet ...

Bekleidungsvorschriften vs Modediktat

Viele Jahre meines Lebens habe ich mich – wenn auch nicht extrem – dem Mode-Diktat unterworfen, vor allem in der Jugend. Mini getragen, wenn Mini Mode war, Midi, Maxi, Schlaghosen, Röhrchenjeans, Plateausohlenschuhe, High Heals, Hot Pants, Leggings – alles zu seiner Zeit. Man will ja einigermaßen dazu gehören, dafür sorgt die stete Beeinflussung durch eine riesige Industrie, die ja auch leben will, und durch die ganze nicht nur westliche Männerwelt, die die Frauen sexy sehen möchte.


Obwohl ich nie ein Modepüppchen war und es sicher nicht übertrieb, habe ich auch dafür gelitten. Mit dem Wintermini an den nylonstrumpften Beinen gefroren und mit dem Bauchfreien  die Nieren verkühlt, mich in den 70ern in hautenge Jeans gequetscht, beim Reißverschluss-Schließen ächzend auf dem Rücken gelegen und regelmäßig die Fingernägel abgebrochen. Und ich habe mich immer wieder mit Diäten gequält, damit ich in die modischen Sachen passte. Von den ewig (heftig!) schmerzenden weil zusammengestauchten und verbogenen Füßen gar nicht zu reden. 

Da nehmen sich die Bekleidungsvorschriften im Islam ja ganz harmlos aus. Auf jeden Fall kann ich euch sagen: bis aufs anfängliche in den Hals Pieksen mit der Sicherheitsnadel (beim Binden des Kopftuchs) sind die Kleider viiiiel bequemer, ich hab’s in Marokko ausprobiert. Außerdem verdecken sie nicht nur besser als jedes Färbemittel die grauen Haare sondern auch wunderbar alle Problemzonen – man muss nicht einmal den Bauch einziehen. Und schön sehen die Frauen darin auch aus – alle gleich schön!  


Und noch was: ich wurde in dieser Kleidung in Marokko nirgendwo belästigt, weder von aufdringlichen Verkäufern noch von Bettlern noch von selbsternannten Reiseleitern (worüber sich viele Marokkotourist/Innen beklagen). Sondern ich wurde gemäß Sure 33 Vers 59  „erkannt, und das war besser für mich“. 
PS: Die marokkanischen Frauen, die ich kennengelernt habe, ziehen sich drunter genauso bequem an wie drüber. Ich habe allerdings auch schon gesehen, wie schwarzverhüllte Frauen  in Dubai’s eleganten Malls in Scharen in die Dior- und Gucci-Boutiquen strömen.  Und auch die türkischen Modegeschäfte in Berlin lassen nur einen Schluss zu: es gibt Frauen, die gleich beiden Diktaten folgen: drüber muslimisch und drunter modisch. Wozu eigentlich?

Weitere Beiträge zu diesem Thema:
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Der Schleier als modisches Accessoir
Kopftuch und üble Nachrede

  
Veröffentlicht am 2011-07-12



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10 Antworten zu “Bekleidungsvorschriften vs Modediktat”

  1. Salam alaikum,

    mashallah das hast du sehr schön beschrieben liebe ukhti.
    Die islamische Kleidung schützt einen auf diese Art wirklich sehr. Vor allem kühlt diese weite Kleidung auch sehr. Unter meiner Overheadabaya flattert die kühle Luft richtig um meinen Körper. Schwitzen? Von wegen!

    Liebe Grüße nach Portugal.
    Ma'asalama
    Zainab

  2. "Und auch die türkischen Modegeschäfte in Berlin lassen nur einen Schluss zu: es gibt Frauen, die gleich beiden Diktaten folgen: drüber muslimisch und drunter modisch. Wozu eigentlich? "

    Das finde ich sehr nachvollziehbar. Denn außen wollen wir ja nicht "weiblich" auftreten, zu Hause aber schon. Ich ziehe mich gern schick an zu Hause. Wieso denn auch nicht? Dabei muss ich mich keiner mode unterwerfen, sondern trage, was mir gefällt, das habe ich allerdings auch in meiner nichtmuslimischen Zeit getan. Aber es spricht absolut nichts dagegen, wenn wir uns für unsere Männer zurechtmachen. Ich kann die Frauen nicht verstehen, die zu Hause nur im ausgeleierten Jogginganzug herumlaufen. Damit will ich nicht sagen, dass du das tust, ich kenne dich ja nicht. Aber gerade wenn man länger verheiratet ist, neigt man ein wenig dazu, sich gehenzulassen.

  3. Finde Deinen Blog wirklich sehr interessant Cladidtscha, muss aber auch Fatima Recht geben. Finde es nur legitim, wenn die Musliminen zu Hause sich modisch kleiden wollen oder eben ansprechend. Jede Frau richtet sich doch gerne – in erster Linie für sich, aber auch für ihren Mann! Lg JUTTA

  4. Mich stört vor allem, dass man nicht den gleichen Maßstab anlegt und bei den Kleidungsvorschriften von Unterdrückung redet und bei der Mode von persönlicher Freiheit.

  5. Der unterschiedliche Maßstab kommt sicher aus der Geschichte (Europas / des Westens). Hier wurden die Frauen ja tatsächlich bis ins 20. Jahrhundert systematisch unterdrückt – die Klamotten gehörten sicher auch mit dazu. Also liegt das Problem in der Sichtweise, man ist nicht in der Lage, sich in die muslimische Frau hineinzuversetzen, sondern betrachtet alles aus der eigenen Perspektive.

    Die "Emanzipation" ging hier in die andere Richtung: Während wir unsere persönliche Freiheit darin sehen, nur bestimmten Menschen unseren Körper zu zeigen, verstehen darunter die meisten Nichtmuslime alles zu zeigen, was man zu bieten hat.

    Wie kann man da Verständnis erwarten?

  6. selam aleikum wrwb

    ich kleide mich zuhause auch schick aber eben das was ICH schick finde und nicht was Dior und co gefällt-selten ist das was ich gerne trage gerade Mode und das juckt mich recht wenig-von daher finde ich ein fehlendes Modediktat prima;-)
    Aber was sind denn Röhrchenjeans?*michweglach* ich weiss das du Röhrenjeans meinst aber so wie du das schreibst assoziiert es mich an "Mörchen" grins
    Selam soukeka

  7. ein punkt der mich stört ist einer, den andere vielleicht gut finden. ich will mich nicht verstecken müssen. ich will mich so anziehen, wie ich es will. ich bin keine laufende versuchung. ich bin einfach.
    und ich bin der meinung, dass sich meine umgebung gefälligst an die anstandsregeln zu halten hat. (besonders wenn die von sich behaupten religiös zu sein)

    damit sie nicht belästigt werden.. ja, man kann es noch weiter tragen. mal ganz überspitzt-warum überhaupt vor die tür gehen? warum nicht gleich burka? ich will mich nicht verstecken müssen vor "männern" (besser tiere, so wie man es manchmal liest).

    ich sehe es nicht ein, dass ich die verantwortung über das verhalten anderer bekomme. wenn ich belästigt werde, dann bin nicht ich falsch angezogen, sondern der belästiger ist ein chauvinistisches %!$"/")%!! das nicht weiß wie man sich einer dame/frau/menschen gegenüber verhält.

    ich bin bereit mich dem unterzuordnen, wenn ich das gefühl habe, dass es so richtig ist und mich stört diese dämliche übersexualisierung auch. aber ich erwarte genauso dass sich meine umgebung am riemen reisst und in mir mehr als eine laufende versuchung sieht die verhüllt werden muss damit die willenlosen kerle nicht dazu befleissigt werden mich zu belästigen…

    das ist beides falsch. beides objektiviert mich. entweder bin ich das Sexobjekt und das ist geil. (aus sicht diverser)
    oder ich bin das sexobjekt und muss verhüllt werden, weil die willenlosen männer ja sonst nicht anders können als mich zu belästigen.

    in beidem fall bin nicht ich es um die es geht, sodern es geht um mein geschlecht. es geht um meine Schönheit, mein aussehen, meine Wirkung aber nicht um mich.

    ich will als Mensch wahrgenommen und respektiert werden. Egal ob ich nackt oder verhüllt bin. ob halbnackt oder halbverhüllt. Ob Punk oder Modepüppi, ob laut oder leise, grün gelb lilabeige-kariert. ich bin vor allem ein Mensch.

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