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Gedanken und Erfahrungen von einer, die fand, Religion sei nur etwas für schlichtere Gemüter - und dann
zum Islam konvertierte. Ausgerechnet ...

ein Mandelmärchen

Die Legende von den Mandelbäumen
(Ein Märchen aus Portugals islamischen Zeiten)

Vor langer Zeit, vor der Unabhängigkeit Portugals, als die Algarve noch „Al Gharb“ hieß und den Arabern gehörte, lebte  in seiner Burg in >>Silves – damals Xilb, auf Arabisch   شلبein maurischer König, der sich in ein Mädchen aus dem hohen Norden Europas verliebte. Die Angebetete mit Namen Gilda war wunderschön, so schön, dass man sie nur “die Schöne aus dem Norden” nannte. Es war also kein Wunder, dass der kupferhäutige, mutige und kriegserprobte  König sich in sie verliebte und sie sich als Königin wünschte.

Sie erwiderte seine Liebe, und so vermählten sie sich in einer prunkvollen Hochzeit. Doch es vergingen nur wenige Jahre, und Gilda befiel trotz der vielen Feste, die damals gefeiert wurden,  eine große Schwermut. Nicht einmal die schönsten Geschenke ihres Gatten konnten ein Lächeln auf ihre nun farblos gewordenen Lippen zaubern: Die „Schöne aus dem Norden“ hatte Sehnsucht nach den schneebedeckten Hügeln und Feldern ihrer Heimat.
Die große Angst, seine geliebte Frau zu verlieren, brachte den König auf eine Idee. Und eines Februarmorgens führte  er seine Königin auf den höchsten Turm der Burg.
„Seht ihr “  – sagte der König lächelnd –  “ seht ihr, wie gut es Allah mit euch meint? Euer Wunsch wurde erfüllt.“
Gilda schaute in sprachlosem Entzücken: Eine weiße Decke breitete sich über Täler und Hügel, nach allen Seiten und bis zum Horizont – der rosa schimmernde Schnee der Mandelblüte. Mit der Anpflanzung tausender Mandelbäume hatte der König den Wunsch seiner Frau zu erfüllen gesucht. In ihrer Blüte ließen sie den ganzen Süden weiß erstrahlen. Und augenblicklich fielen Heimweh und Traurigkeit ab von Gilda, und König und Königin lebten fortan in ungetrübtem Glück bis an ihr seliges Ende.
Und so geschah es, dass seit jener Zeit jedes Jahr im Januar/Februar in der Algarve zusammen mit den Mandelbäumen die Magie dieser Legende aufblüht.
Und weil sie so wunderschön sind, hier noch ein paar Mandelblütenfotos:
von weiter her sehen sie eher weiß aus
frisch geschlüpft, zwischen zwei Regengüssen von einem Sonnenstrahl gestreichelt
vorm Nachthimmel

Und hier noch die Burg, von welcher aus König und Königin auf die weißrosa Pracht schauten. (In dieser Stadt findet übrigens mein Arabischunterricht statt.)

Burg von Silves

 

  
Veröffentlicht am 2014-01-30



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3 Antworten zu “ein Mandelmärchen”

  1. Assalaamu aleikum liebe Schwester 🙂
    Ich bin eben auf deine Seite gekommen, um zu sehen, ob es etwas Neues gibt. Da ich mich kurz vorher über eine andere Seite geärgert hatte, habe ich auch gehofft, hier aufgemuntert zu werden. Und mit dieser schönen Geschichte ist es auch gelungen 🙂

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