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Gedanken und Erfahrungen von einer, die fand, Religion sei nur etwas für schlichtere Gemüter - und dann
zum Islam konvertierte. Ausgerechnet ...

Fleisch


Beim  Verarbeiten meines diesjährigen Anteils von  >>“Allahs Lamm“ überlegte ich mir, wie denn der Islam meinen Fleischkonsum verändert hat.
Kurz vorweg: das allerletzte Fleisch des Opferlamms vom Vorjahr habe ich am Arafat-Tag gekocht. Ein Drittel Lamm hat also ein ganzes Jahr gereicht.
Dabei mochte ich Fleisch immer sehr gerne. Auch und sogar insbesondere Schweinefleisch und Wurst – ach wie liebte ich die Mailänder Salami oder hier unsere Chouriço und all die vielen typisch portugiesischen Eintopfgerichte mit Fleisch und Wurst und Füßchen und Knochen – manchmal sogar im eigenen Blut gekocht…
Etwas von dem wenigen, das ich schon seit langem über den Islam wusste, war, dass Schweinefleisch verboten ist. So war dies, mit Gebet und Alkoholverbot, eine der ersten Vorschriften, die ich einhielt. Obwohl ich ganz zuerst in meiner Unwissenheit selbst noch zu jener >>“Kühlschranktheorie“ tendierte, fiel es überhaupt nicht schwer. Das war schon ziemlich erstaunlich, immerhin vermochte bis dahin weder mein seit Jahren bedrohlicher Cholesterinspiegel noch das Bewusstsein über die elende Massentierhaltung und die Kenntnis der >>Auswirkungen*) unseres übertriebenen Fleischverzehrs viel mehr, als mir ein schlechtes Gewissen einzuflößen.
Jetzt fiel es mir ganz leicht, von heute auf morgen ganz auf Schweinefleisch zu verzichten. Und ich hatte  nie mehr das Verlangen danach, nicht einmal auf unsere Delikatesse Nummer eins, den im Salz getrockneten Rohschinken vom schwarzen Schwein. Das ist noch verblüffender, wenn man bedenkt, dass ich andere kulinarische Gelüste durchaus jahre- und sogar lebenslang herumtrage. Heute noch verlangt mich zum Beispiel ab und zu nach jenen grasgrünen saftigen kugelrunden „Chugelibirnen“ und die bis ins Fruchtfleisch hinein tiefroten kleinen „Rosenäpfel“ die ich als kleines Mädchen bei meiner Urgroßmutter pflückte. Auch weniger weit zurückliegende Leckereien erzeugen ab und zu plötzlich eine Art Wehmutsappetit – „Brändlibomben“ zum Beispiel (das ist eine kalorienbombige Süßigkeit aus meiner Heimatstadt).  Und weißer Spargel  –  hach!  – den es hier so selten zu kaufen gibt und wenn, dann entweder holzig oder sündenteuer. Es gibt sogar Momente, wo ich nichts lieber trinken würde als so ein Miniaturtässchen von jenem komischen grüngelbbräunlichen saudischen Kaffee. Aber Schweinefleisch? Salami? Nein. Nicht mal ein knuspriges Kottelett. Seltsam, nicht? Nicht dass mir jetzt übel würde bei dem Gedanken – er lässt mich einfach vollkommen kalt.

Am Anfang wich ich natürlich erst mal auf  anderes Fleisch und Geflügelwurst aus.  Aber schnell wurde es immer weniger. Weniger Lust, weniger oft und viel kleinere Portionen.  Gleichzeitig kam der schleichende Übergang zu Halal-Fleisch, eigentlich ganz automatisch, ohne festen Vorsatz.

 

Verboten hat Er euch nur (den Genuß von) Verendetem, Blut, Schweinefleisch und dem, worüber ein anderer (Name) als Allah(s) angerufen worden ist. Wer sich aber in einer Zwangslage befindet, ohne zu begehren oder das Maß zu überschreiten, so ist Allah Allvergebend und Barmherzig. (An-Nahl: 115)

 

Ich habe mein diesjähriges Lammdrittel gewogen: Es sind achteinhalb Kilo; wenn man die Knochen abrechnet, dürften höchstens 6 Kilo übrig bleiben. Aufs letzte Jahr umgerechnet habe ich also etwa 115 Gramm pro Woche verbraucht. Zusammen mit den paar Hähnchen und Dosen-Würstchen (anderes Halal-Fleisch kriegt man hier nicht) käme ich, hätte ich alles alleine verzehrt (was nicht der Fall ist)  auf höchstens 150 Gramm pro Woche. Etwa soviel kaufte ich früher pro Mahlzeit pro Person, so hatte ich das gelernt, damals.
Genauso problemlos war der Verzicht auf Alkohol und ebenso leicht fällt mir auch meistens das >>Einhalten der Gebete. Wie als Bestätigung dieser Koranverse:
 
„…Allah will es euch leicht machen, Er will es euch nicht schwer machen…“ (Al Baqara 185)
 Und: „…Allah will euch keine Schwierigkeiten auferlegen…“ (Al-Mâ’ida 6)
Leider muss ich gestehen, dass es – bei mir jedenfalls – nur bei den grundlegenden Geboten und Verboten so einfach ist. Den Körper fit zu halten, mich insgesamt gesund zu ernähren fällt mir schwer wie eh und je, ich esse einfach mehr von allem anderen, dabei schreien meine Knie und der Rücken nach Gewichtsreduktion. Ein noch viel schwierigeres und manchmal aussichtslos scheinendes Unterfangen ist der Versuch, gegen schlechte Charaktereigenschaften anzukämpfen. Aber ich arbeite daran. >>Dschihad.

*) sehenswerter Arte-Dokumentarfilm!

  
Veröffentlicht am 2013-10-19



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Eine Antwort zu “Fleisch”

  1. Hallo liebe Schwester, ich möchte dir gerne was zur Gewichtsreduktion schreiben. Informiere dich doch mal über die Insulintrennkost, auch Schlank im Schlaf genannt. Ich habe lange gedacht, dass dies doch auch nur so eine schnelle Diät wie alle anderen sind, aber nein, ganz im Gegenteil. Eine gesunde Ernährungsumstellung für jedermann! Ich habe damit schon mal sehr viel abgenommen und erst kürzlich wieder damit gestartet, ich fühle mich so wohl mit dieser Ernährungsumstellung! LG

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