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Gedanken und Erfahrungen von einer, die fand, Religion sei nur etwas für schlichtere Gemüter - und dann
zum Islam konvertierte. Ausgerechnet ...

Freiheit

Eigentlich wollte ich zu Anisah’s Beitrag Feinde in ihrem Blog einen Kommentar schreiben. Aber dann wurde er zu lang, deshalb weiche ich hierher aus.

Der Beitrag ist sehr schön und sehr wahr. Ich glaube aber, Anisah, du  schätzt  einen guten Teil dieser „Normalen“ nicht ganz richtig ein. 

Aus eigener Erfahrung, weil ich selber so war, sage ich: Viele „Normale“ (eigentlich ziehe ich den Begriff „Nicht-Glaubende“ vor) denken nicht so weit. Sie leben in den Tag hinein und meinen, das müsste so sein, man muss sein Leben auskosten, genießen, «schließlich hat man nur dieses eine». 
   
Die guten Menschen unter diesen „Normalen“ leben dabei so, dass sie niemandem schaden und sind auch hilfsbereit – sie möchten ja, dass ihnen, wenn nötig, auch geholfen wird. „Schlechte“ Normale leben wild drauflos, nach dem Motto „nach mir die Sintflut“, ohne Rücksicht.

Eines jedoch ist diesen „Normalen“ gemeinsam: sie denken, Gottesdienste und Gebete, Regeln und Vorschriften einzuhalten sind „Lebensvergeudung“ und wir, die wir solches tun, tun ihnen leid, weil wir ja „nichts vom Leben haben“ und weil wir entweder einfach naiv und leichtgläubig sind oder dann so dumm, uns von machtgierigen Religionsführern manipulieren zu lassen. Sie lachen sich ins Fäustchen und sind überzeugt, sie hätten recht und wir nicht, und falls es eventuell doch einen Gott gäbe und entgegen aller Wahrscheinlichkeit  ein Leben nach dem Tod, dann bestimmt nicht so, wie es in irgendwelchen Büchern stünde oder wie es irgendwelche Prediger predigten. Geschichten von Paradies und Hölle sind für sie sowieso Ammenmärchen und falls es einen Gott geben sollte dann hätte der nach ihren Massstäben gerecht zu sein, kein Leid zuzulassen und gefälligst keine Ansprüche an uns zu stellen.
     
Diese Leute haben keine Ängste, oder wenn, dann nur un(ter)bewusste, die sie aber niemals zugeben würden. Nein, sie lachen über uns und nichts lässt sie von ihrer Meinung abbringen, schon gar nicht gutgemeinte Hinweise von blauäugigen Religionsgläubigen und zuallerallerletzt von spinnerten Muslimen. Sie sind auch nicht unsere „Feinde“ sondern wollen nichts anderes als von uns in Ruhe gelassen zu werden, und wenn sie uns mögen möchten sie uns helfen, uns aus diesem Abhängigkeitsverhältnis zu „befreien“.

Und wenn jetzt meine Un-Glaubens-Genossen von früher sagen: ach so, du schaust jetzt von deiner schönen neuen frommen Welt auf uns herunter dann sage ich: Keineswegs! Ich habe nicht vergessen, wie es ist, so zu denken! Aber ich würde diese Freiheit, die Anisah so schön beschreibt, nämlich

… dass ein Mensch anerkennt, dass es jemanden über ihm gibt. Dass er sich unter etwas unterordnet, was nicht von Menschen gemacht ist und dadurch frei wird, wirklich frei. Denn wenn ich nur Allahs Gesetze befolge, bin ich nicht mehr erpressbar. Man kann mir meinen Job nehmen, meine Wohnung, meine Freiheit, aber Allah, der bleibt. Wer diese Gewissheit hat, der ist wahrhaft frei. 

diese Freiheit würde ich euch allen auch gönnen!


Ausgeschmückt ist denen, die ungläubig sind, das diesseitige Leben, und sie spotten über diejenigen, die glauben…….(Al-Baqqara 212)

Heute aber lachen diejenigen, die glauben, über die Ungläubigen, (Al-Mutaffifin 34)

  
Veröffentlicht am 2012-06-10



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3 Antworten zu “Freiheit”

  1. Ja. Schön. Wirklich! Dumm nur, dass ich (nach dme Lesen solcher Dinge)immer das Gefühl habe, ich sei die Einzige, die auch nach Jahrzehnten immer noch mit Zweifel, Prüfungen, total weltlichen Gefühlsregungen zu kämpfen hat. Ist das so? Manchmal sehe ich sogar diese "Normalen" und denke: Verdammt. Bin ich wirklich weiter als die? (also, solche Zweifel kommen nur sporadisch, nicht das Ihr mich falsch versteht) Oder vielleicht habe ich nur "zu viel" Selbsterkenntnis?

  2. Nein! Im Gegenteil! Ich sag ja? Ich hab nicht vergessen, wie es ist, so zu denken. Ab und zu sticht doch jeden – wie man im Volksmund so treffend sagt – der Teufel. Außerdem will ich mich nicht dem Vorwurf aussetzen, mich der Meinung der "Anderen" zu verschließen und so analysiere ich auch ständig (und verarbeite hier meine Analysen 😉 ). Und gerade die Zweifel bringen uns dazu, zu denken und zu vergleichen und tragen so schlussendlich dazu bei, das die Rechnung unter dem Strich so eindeutig und klar ist, dass die Zweifel keine echte Gefahr für den positiven Saldo darstellen.
    Was die Prüfungen und weltliche (auch negative!) Gefühlsregungen anbelangt – na wenn wir das abstellen könnten, wären wir ja keine Menschen mehr… 😉

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