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Gedanken und Erfahrungen von einer, die fand, Religion sei nur etwas für schlichtere Gemüter - und dann
zum Islam konvertierte. Ausgerechnet ...
Freitagsgebete III-V
In Marokko durfte ich zwei richtig schöne Freitagsgebete erleben.
Das erste zusammen mit meiner Freundin in einer ganz neuen Moschee mit herrlich luftigem Frauenraum im ersten Stock, durch eine durchbrochene Mauer mit Sicht in den Hauptraum abgetrennt. Es handelt sich um eine kürzlich fertiggestellte Quartiers-Moschee, mit zwei(!) großen Frauenräumen.
Das zweite in der Koutoubia – der größten und berühmtesten Moschee Marrakeschs, dem Wahrzeichen dieser Stadt. Hier beten Frauen normalerweise im gleichen Raum wie die Männer, nur zum Gemeinschaftsgebet wird wegen Platzmangels der riesige Frauenraum geöffnet.*)
Nach diesen schönen Erfahrungen beschloss ich, hier doch noch einen Versuch zu wagen. Diesmal verabredete ich mich telefonisch für ein vorheriges Gespräch mit dem Imam – ich wollte der Sache auf den Grund gehen.
Als ich ankam war zwar der Imam (ein neuer, den ich nicht kannte) schon da, aber der Helfer/Übersetzer, welcher auch die Schlüssel zum Frauenraum bringen sollte, noch nicht. Zum Warten stellte man mir einen Stuhl in den Korridor (! – der Hauptraum war praktisch leer zu dieser Zeit…)
Dann unterhielt ich mich (im Frauenraum) mit dem Imam resp. dem Übersetzer. Man freute sich aufrichtig über meine Konversion und letzterer übersetzte mir einige Ermahnungen, die mir ersterer auf arabisch gab. Die Höflichkeit gebot es, den Scheich nicht zu unterbrechen.
Die Zeit für die Khutba (Predigt) kam immer näher und der Imam schaute die ganze Zeit auf die Uhr. Trotzdem konnte ich dann noch schnell ein paar Fragen stellen.
Was das Freitagsgebet anbelangt: die Moschee ist zu klein, und weil die Männer zur Teilnahme verpflichtet sind, sind alle Räume ihnen vorbehalten und es kommen keine Frauen, für die das Gemeinschaftsgebet ja freiwillig ist.
Auch sonst seien kaum Frauen in der Moschee, außer am Samstag Nachmittag (da war ich mal mit meiner Freundin – es wird dann ziemlich hektisch für die Armen gekocht und das Gebet „erledigt“ jede für sich so schnell zwischendurch) oder ab und zu am Sonntag Morgen zum Islamunterricht.
Während des Ramadan, vor allem in den letzten 10 Nächten, pflegen aber anscheinend auch Frauen an den Gebeten und Lesungen teilzunehmen. Ein Lichtblick.
Nun wurde ich zum Gemeinschaftsgebet eingeladen. In „meiner“ Ecke, als einzige Frau, hinter den Männern. Und der Imam hielt es für angebracht, per Lautsprecher die Anwesenden darauf hinzuweisen, dass heute eine Frau dabei sei, von etwas weiter her extra gekommen, und man möchte doch bitte entschuldigen….
Zum Schluss deckte man mich mit 4 kg Datteln (ja wirklich, 4 kg!) aus Saudiarabien, einer Riesenpackung Keksen aus der Türkei und einem tollen arabisch-portugiesischen Koran mit vielen Erläuterungen ein. Und ich ging mit ziemlich gemischten Gefühlen nach Hause.
Diesem Post gingen folgende 2 voraus:
*) Der Innenraum der Koutoubia fasst 20’000 Gläubige und ist jeden Freitag voll! Der Vorplatz bietet weiteren 80’000 Menschen Platz.
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