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Gedanken und Erfahrungen von einer, die fand, Religion sei nur etwas für schlichtere Gemüter - und dann
zum Islam konvertierte. Ausgerechnet ...

freuwillig – kein Druckfehler …

Ja, freuwillig, das ist kein Druckfehler, sondern war ein zwar unfreiwilliger aber wunderbar passender Verschreiber einer lieben Freundin, der so gut zu dem heutigen Artikel respektive dessen Botschaft passt, dass ich das Wort am liebsten patentieren und im Duden verewigen lassen würde ;).

Ich hatte ja letztens angekündigt,  nicht- und vielleicht auch erst kürzlich im Islam angekommenen muslimischen Leser/Innen eine Idee darüber zu vermitteln, warum wir es nicht immer bei den 5 vorgeschriebenen Gebeten oder auch dem Fasten im Ramadan bewenden lassen, sondern manchmal zusätzlich noch sogenannte „Nawafil“ einschieben. (Nawafil ist die Mehrzahl von Nafila = freiwillige Leistung, wie z. B. Gebet, Fasten, Dhikr, Almosen usw., welche über die von Gott vorgeschriebenen Pflichten hinausgehen.)
 
Als Konvertierte tat ich dies natürlich nicht von Anfang an. Da las ich geflissentlich über jegliche Aufforderung zu solchen freiwilligen Taten hinweg und war sicher, dass derartiges nur für „Fundamentalisten“ in Frage kommen könne. Denn in der Phase, wo man sich bemüht,  die fest vorgeschriebenen gottesdienstlichen Handlungen nach und nach in den Alltag einzubauen, zweifelt man (ich jedenfalls, um nicht zu verallgemeinern) ja noch daran, ob überhaupt das ganze Pflichtprogramm zu schaffen sei, geschweige denn….

Irgendwann war dann klar: Es ist zu schaffen. Viel einfacher, als man dachte. Und wenn sich dann alles schön eingespielt hat, kann man sich ja auch einmal mit diesen „Nawafil“ befassen.

In manchen islamischen Schriften, sei es im Internet oder zwischen Buchdeckeln, wird diesbezüglich vor allem – fast zuviel nach meinem Geschmack – über die Belohnung geschrieben, die man sich dafür erhoffen darf. (Und wer (von sich aus) freiwillig Gutes tut, so ist Allah Dankbar und Allwissend. (Die Kuh: 158) ). 

Des weiteren erfährt man, dass man mit zusätzlichen Gottesdiensten die leider trotz aller Bemühungen zumeist mehr oder weniger dilettantisch und unvollständig ausgeführten Pflichthandlungen gewissermaßen „ausbessern“ kann. 
 
Ein Aspekt wird hingegen erstaunlicherweise oft nur am Rande erwähnt. Kann aber auch sein, dass er für geborene Muslime so selbstverständlich ist, dass gar nicht viel darüber geredet werden muss.
 
Jetzt muss ich noch einmal zurückblenden: Als ich noch ganz neu war im Islam, sagte resp. schrieb einmal ein muslimischer Familienvater und Islam-Student: „Und wenn ich den Rest meines Lebens im Sudschud (=Niederwerfung) verbringen würde – niemals könnte ich Gott genug danken für das, was ich bekommen habe“. Da es im Kontext nicht pathetisch sondern aufrichtig und authentisch herüberkam, hat mich das sehr berührt und beeindruckt, auch wenn ich es damals nicht so recht verstand und ehrlich gesagt ziemlich übertrieben fand.
 
Inzwischen glaube ich zu wissen, was er meinte. Denn je tiefer man in die Religion eintaucht, desto mehr wird einem die Gewaltigkeit des Geschenks des Lebens, der Existenz, der Sinne und all dessen, was sie wahrnehmen und verarbeiten, bewusst. Dafür kann man Gott nie genug danken. Nie. Auch wenn man den Rest seines Lebens im Sudschud verbrächte. Deshalb möchte man sich, so gut man es eben in seinem Alltag einrichten kann, dafür dankbar erweisen. Mit zusätzlichen Gottesdiensten. Am besten regelmäßig („Die beliebtesten [guten] Taten bei Allah sind solche, die regelmäßig begangen werden, auch dann, wenn sie gering sind“ [Hadith]). Immer freiwillig.  Im Idealfall freuwillig. Wenn ihr versteht, was ich meine :).
  
Veröffentlicht am 2013-08-30



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