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Gedanken und Erfahrungen von einer, die fand, Religion sei nur etwas für schlichtere Gemüter - und dann
zum Islam konvertierte. Ausgerechnet ...

Islaminfo – die Krux mit der deutschen Sprache

 

Die nachstehende Kritik will niemanden beleidigen und niemandes Arbeit herabwürdigen, im Gegenteil, sie möchte zu Verbesserungen anregen. Ich bitte die meist von Haus aus nicht deutschsprachigen BetreiberInnen, diesen Beitrag nicht als Vorwurf zu betrachten.

Denn es ist ja lobenswert, dass es so viele Internetseiten gibt, die interessierte Nichtmuslime über den Islam informieren möchten. Nur schade, dass bei vielen keinerlei Wert auf  korrekte deutsche Sprache gelegt wird. Da wimmelt es von Orthographie-  Grammatik- und Interpunktionsfehlern, die sich nicht einmal ein Viertklässler in der Grundschule erlauben dürfte, vom Stil gar nicht zu reden. Am allerschlimmsten und manchmal fast unverständlich sind die mit Hilfe von Scheich Google zusammengebastelten Übersetzungen. 
 
Nein, es geht nicht um mich und meine „déformation professionnelle“, wirklich nicht, ich will nicht oberlehrerhaft erscheinen. Ich befürchte nur, gebildete  Menschen, die sich ernsthaft für den Islam interessieren, werden nicht lange auf so einer Seite verweilen. Dafür – viel schlimmer –  wird manch einer, der von einem sprachlich dürftigen Internetauftritt zum nächsten surft, den fatalen Eindruck bekommen, der Islam sei nur etwas für schlichtere Gemüter.
Übrigens gilt das nicht nur für Internetseiten. Es gibt auch gedruckte islamische Literatur in so schlechtem Deutsch, dass es weh tut. Ich habe leider selber schon mehrere teure Fehlkäufe getätigt, dicke Wälzer, die jetzt nur Platz auf dem Büchergestell wegnehmen; ich bringe es einfach nicht fertig, sie zu lesen, auch wenn der Stoff interessant wäre.
 
Es erwartet sicher niemand hohe Dichtkunst in Fachliteratur, sei sie nun online oder zwischen Buchdeckeln, aber doch bitte halbwegs fehlerfreie und verständliche Texte, die Lust machen auf Weiterlesen.
Nochmal, ich bin mir bewusst, dass für zahlreiche BetreiberInnen solcher Seiten und auch für viele Verleger von islamischer Literatur Deutsch eine Fremdsprache ist. Aber, bitte bitte – dann lasst euch doch die Texte von einem sprachlich einigermaßen sattelfesten Muttersprachler korrigieren! *)
 
 
*) Zum Beispiel von mir: Für Anfragen bitte Kontaktformular benutzen. Und keine Angst, wenn es sein muss, kann ich auch ganz ohne Helvetismen schreiben ;).

 

  
Veröffentlicht am 2013-05-17



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2 Antworten zu “Islaminfo – die Krux mit der deutschen Sprache”

  1. Salam alikoum, liebe Chadidscha,

    danke für diesen wichtigen Beitrag. Schade eigentlich, dass man sich für konstruktive Kritik (die im Endeffekt von den Angesprochenen meist ohnehin in den Wind geschlagen wird)im Voraus in aller Form entschuldigen muss. Es könnte ja jemand "beleidigt" sein oder einen hinterhältigen Angriff auf die "Dawa" wittern…
    Auffallend ist nämlich, dass die von dir thematisierte Problematik zum weitaus überwiegenden Teil die Einlassungen einer bestimmten Strömung betrifft. M.E. ist der Grund simpel, was ich an einem kleinen Beispiel illustrieren möchte: Vor einigen Jahren hielt ich ein Buch in Händen mit dem Titel "Was ich England erlebt habe". Darin schildert ein bekannter Sheikh aus der Golfregion seine Eindrücke während eines mehrwöchigen Aufenthalts in GB. Das Titelbild zeigte jedoch kein typisch britisches Wahrzeichen, sondern den Pariser Triumphbogen. Der potentielle Leser merkt sofort (bei angemessen kritischer Distanz zu Inhalt und Autor), dass es hier nicht um eine sachlich fundierte Aufbereitung geht, sondern um Polemik. Man will eine Botschaft "raushauen", die bei den Adressaten auf jeden Fall auch ohne exaktes Arbeiten an Fakten, Stil und Layout auskommt. Und dieses Phänomen durchzieht die gesamte Landschaft dieser besonderen Online- oder was-auch-immer-Publikationen. Bei der Angebotsschwemme und der gern gepflegten (Un-)Art des Copy-and-Paste ist sichergestellt, das die immer gleichen "Argumente" immer wieder einmal (wenn auch m.a.W.)irgendwo auftauchen. Da stören solche Ermahnungen nur, werden folgerichtig abgewürgt ("Dawa-Stopper").

    Was die "hohe Dichtkunst" angeht: es ist einfach so, dass sich die Gelehrten (die diesen Namen wirklich verdienen!) des klassischen Islams einer ausgesprochen gepflegten Sprache bedient haben. Jedes Wort hat bei ihnen seine besondere Bedeutung, wird bewusst gewählt. Und diese Bedeutung geht bei mangelhafter Übersetzung verloren, was den Inhalt mitunter grob entstellt. Abgesehen davon, dass es Namen wie Ibn Hazm, Abu-Walid Al-Badji, Imam Al-Qurtubi u.a. einfach nicht verdient haben, holzschnittartig übersetzt zu werden. Alhamdulilah gibt es allerdings fähige Köpfe, die eine angemessene Leistung zu bringen imstande sind.

  2. Chadidscha Du schreibst: "Ich befürchte nur, gebildete Menschen, die sich ernsthaft für den Islam interessieren, werden nicht lange auf so einer Seite verweilen. Dafür – viel schlimmer – wird manch einer, der von einem sprachlich dürftigen Internetauftritt zum nächsten surft, den fatalen Eindruck bekommen, der Islam sei nur etwas für schlichtere Gemüter"….Du hast so sehr den Kern getroffen, daß jeder Kommentar von mir nur wiederholen würde, was Du bereits benannt hast. Ich hoffe für das gute Anliegen, das hinter Deinem Angebot steht, daß sich diejenigen auch angesprochen fühlen, die es betrifft – es annehmen und verstehen…..

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