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Gedanken und Erfahrungen von einer, die fand, Religion sei nur etwas für schlichtere Gemüter - und dann
zum Islam konvertierte. Ausgerechnet ...
Mit aller Macht. (Eine Bestandesaufnahme)
Wer nun am Anfang dachte: „Ach, die hat nur einen Spleen, das wird bald vorübergehen“ dürfte inzwischen die Hoffnung aufgegeben haben.
Dass ich das wirklich „durchziehe“, darüber staune ich allerdings auch selbst immer wieder.
Ja, ich habe auch früher schon das eine oder andere Hobby eine Zeit lang intensiv betrieben, wenn auch bei weitem nicht so ausdauernd. Es waren auch immer Dinge, die nicht nur Spaß machten, sondern mir eine gewisse Anerkennung einbrachten. Denn – das wurde mir inzwischen klar – ich wollte gefallen, wollte, dass man mich gern hatte, dass man das, was ich tat, gut fand. Deshalb versuchte ich, immer alles allen recht zu machen. Deshalb sagte ich meist zu allem ja. Deshalb hätte ich nie etwas getan, was auf Ablehnung stoßen könnte. Und: bloß nicht auffallen – schon gar nicht negativ!
Dazu kommt, dass ich leider ein ziemlich fauler Mensch bin. Wenn es „nur“ um mich selbst geht, habe ich es am liebsten möglichst bequem, gehe unnötigen Anstrengungen (und Entscheidungen) aus dem Weg. Und: Ich mag weder Routinen noch feste Termine, vermeide Verabredungen wo immer es geht, ziehe spontane Begegnungen vor. Nur bitte keine zeitgebundenen Verpflichtungen!
Ich mochte übrigens auch keine Einschränkungen beim Essen oder Trinken – wenn ich letzteres auch selten übertrieb (ersteres häufiger).
Und jetzt bekenne ich mich seit über 6 Jahren zu einer Religion, die mir u. a. 5x täglich „zeitgebundene Verpflichtungen“ auferlegt. Sie brachte mich dazu, meine Ernährung umzustellen, meinen Tagesablauf, meine Kleidung, ja mein ganzes Leben. Sie wird außerdem von meinem gesamten Umfeld ausnahmslos für suspekt bis potentiell gefährlich und vor allem für völlig unpassend für mich gehalten. Nach anfänglichem Entsetzen und offener Ablehnung begegnet man mir heute mit „nachsichtigem Unverständnis“. „Gefallen“ tue ich damit definitiv niemandem. Und: Ich bekenne mich nicht nur dazu – nein, ich zeige es auch noch. Man sieht es mir an. Ich falle auf. Und zwar – bei den allermeisten Leuten – negativ.
Und übrigens tue ich das ganz ohne dass ich „zum Ersatz“ irgend einem/r Muslim/in in meinem Bekanntenkreis „gefallen“ oder bei ihm/ihr „Anerkennung finden“ würde. Es gab und gibt nämlich in meinem Bekanntenkreis keine Muslime. Und die muslimischen GlaubensgenossInnen, die ich inzwischen im www kennengelernt habe, sehen ja nicht, was ich tue … „Recht“ möchte ich es indessen eigentlich nur noch Einem machen …
Das alles halte ich also seit über sechs Jahren durch, mit allem Drum und Dran; mal freudig motiviert, mal pflichtbewusst, gelegentlich mit einiger Überwindung, aber unverdrossen. Obwohl alles, aber auch alles dagegen sprach (und teilweise immer noch spricht): nicht nur die äußeren Umstände, sondern auch meine allgemeine Einstellung*) und meine Charakterschwächen.
Und warum? Wer hier neu ist und das wirklich wissen will, liest mal hier >>wie alles anfing und/oder stöbert ein wenig im Blog herum. Aber man kann es eigentlich ganz kurz zusammenfassen:
Weil heute Freitag ist, tue ich es mit einem Vers aus Sure Al-Kahf:
»Und Allah hat ja zu allem völlig die Macht.« (Al-Kahf 45)
الحَمْد لله
*)Wer diesen Blog oder mein Buch kennt, weiß, dass ich vorher eine eingefleischte Agnostikerin war, mit mit der festen Überzeugung, Religion sei allenfalls etwas für schlichtere Gemüter.
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