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Gedanken und Erfahrungen von einer, die fand, Religion sei nur etwas für schlichtere Gemüter - und dann
zum Islam konvertierte. Ausgerechnet ...

Nachhall

Wie schnell so ein Monat vorbei geht! Da war doch noch so viel, was ich hätte tun wollen….

Dabei habe ich mir für diesen Ramadan gar nicht allzuviel Konkretes vorgenommen. Ein wenig mehr im Koran lesen, ein paar zusätzliche Sunna-Gebete… 

Ich wollte mich hauptsächlich auf das Fasten an sich konzentrieren, in meinen hohlen Resonanzkörper hineinhören, der Wirkung  der Leere nachspüren, sie mit etwas Besserem füllen.
Ich wollte möglichst viele der letzten 10 Ramadan-Nächte in der Moschee verbringen – ich glaube nicht, dass es mir zuhause, allein, gelungen wäre, wach zu bleiben. Und ich wollte versuchen,  Berührungsängste zu überwinden und aller Sprachbarrieren zum Trotz ein wenig Anschluss an die hiesige Moschee-Gemeinde zu finden. 
Eine einzige neue kleine Sure habe ich gelernt: Al Humaza (eine schöne Rezitation und der deutsche Text sind am Ende dieses Beitrags zu finden). Die Sure passt ganz gut zur Fastenzeit, sie handelt nämlich  vom Anhäufen von Besitz. Essen, viel Essen, ein voller – übervoller Magen ist auch eine Manifestation dieser Gier nach „Haben„. Vielleicht hilft mir gerade diese Sure und ihr Bezug zu „meinem“ Fastenmonat, dieses ganz spezielle Ramadan-Gefühl, dieses ein-etwas-besserer-Mensch-sein-wollen-Gefühl, diesen Wunsch, ein wenig näher zu sein bei dem, was Gott gefallen könnte, – vielleicht hilft sie mir, das in den Alltag hinüber zu retten und ein paar kleine neue gute Gewohnheiten beizubehalten.
Eben war ich beim Festtagsgebet, das auf einem Platz im Freien stattfand. Diesmal freute ich mich an den vielen Kindern, statt mich über den Lärm aufzuregen. Die Predigt konnte man sowieso nicht hören, weil der Imam zu weit weg war. So versuchte ich, mich auf meine eigene Zwiesprache mit Allah zu konzentrieren. Und im Einklang mit geschätzten 200 Glaubensgeschwistern, davon etwa 25 Frauen, beugte ich mich und warf mich nieder und stand wieder auf – Allahu Akbar – und fühlte mich erstmals ein wenig als Teil unserer lokalen muslimischen Gemeinschaft. 
Und jetzt, wieder zuhause, verspüre ich einen überaus friedlichen und erfüllenden Ramadan-Nachhall, sowohl in meinem vom Fasten noch sensibilisierten Körper als auch in meinem Herzen, das «weich wird und sich zu Allahs Gedenken hinneigt» (Az-Zumar 23) ……
Und InshaAllah sind dieser Nachhall und die daraus erwachsende Gelassenheit stark genug, elf Monde lang nachzuklingen.   Dasselbe wünsche ich euch allen und weiterhin einen gesegneten Festtag wa as-salamu Alaykum wa rahmatullahi wa barakatu.
Und hier die versprochene Sure:

Al-Humaza
بسم الله الرحمن الرحيم
Wehe jedem Stichler und Nörgler, (1) 
der Besitz zusammenträgt und ihn zählt und immer wieder zählt, (2) 
wobei er meint, daß sein Besitz ihn ewig leben ließe! (3) 
Keineswegs! Er wird ganz gewiß in al-Hutama geworfen werden. (4)  
Was läßt dich wissen, was al-Hutama ist? (5)
 (Sie ist) Allahs entfachtes Feuer, (6) 
das Einblick in die Herzen gewinnt. (7)
 Gewiß, es wird sie einschließen (8) 
in langgestreckten Säulen. (9)

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PS. wieder mal ein kleiner Hinweis: fettgedruckte, farblich abgehobene Wörter führen mit Klick darauf zu thematisch passenden Beiträgen.

  
Veröffentlicht am 2012-08-19



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2 Antworten zu “Nachhall”

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