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Gedanken und Erfahrungen von einer, die fand, Religion sei nur etwas für schlichtere Gemüter - und dann
zum Islam konvertierte. Ausgerechnet ...

peinlich

Könnt ihr euch vorstellen, dass mir am Anfang eure Kommentare peinlich waren? „MaschaAllah“, „SubhanAllah“, „Möge Allah t. dich beschützen“ und solche Sachen?

 

Weil ich genau wusste, wie sie auf Menschen, die so ticken wie ich, bevor ich zum Islam kam, wirken. Es war mir ja schon peinlich, zuzugeben, dass ich plötzlich religiös geworden war. Weil ich genau wusste, wie das auf  Menschen, die so ticken wie ich damals, wirkt. Es war mir noch viel peinlicher, zuzugeben, dass meine Religion der Islam ist. Weil ich genau wusste, wie das auf Menschen, die so ticken wie ich damals, wirkt.
Es gibt viele Menschen, die so ticken, wie ich damals. Die das Gefühl haben, über „solchen Sachen“ zu stehen. Die – weltoffen, wie sie sich dünken –  zwar durchaus eine gewisse, leicht herablassende Toleranz aufbringen für Gläubige aller Religionen – solange sie ihren Glauben in „normalem Maß“  ausüben. Was das normale Maß ist, bestimmen sie. Gar kein Alkohol ist auf jeden Fall übertrieben. 5 Gebete auch. Kopftuch sowieso. Etc. Sie sind sich gar nicht bewusst, dass sie sich ähnlich verhalten, wie der Bauarbeiter, der dem Koch sagen will, wie er seine Arbeit zu verrichten hat.
Das absolute Highlight war, dass ich mal so einen Kommentar löschte, einen ganz lieben, weil er mir peinlich war. Ich redete mir schön: wenn du solche Kommentare hast, klicken die Nicht-Muslime noch rascher weg als so schon. Aber in Wirklichkeit schämte ich mich vor den Leuten, die so sind, wie ich früher war. Weil ich genau wusste, wie es auf sie wirkt.
Ich bin immer noch nicht eine von jenen, bei denen jedes zweite Wort eine Lobpreisung Allah’s (t.)  ist. Und ganz ehrlich gesagt kommt es mir nach wie vor ein wenig komisch vor, „Uchti“ genannt zu werden von Leuten, die ich gar nicht kenne. Ich bin auch nicht „proud to be a muslim“, wie vielerorts gepostet wird. Stolz ist nicht das Gegenteil  von „peinlich“ oder Scham, sondern von Demut und Ergebung (falls ein Nichtmuslim bis hierher mitgelesen hat: „Muslim“ bedeutet „sich Gott ergeben haben“) und deshalb doch eigentlich eine unislamische Eigenschaft. Froh, Muslimin sein zu dürfen, ja. Froh, und dankbar. Ja, das bin ich.

Peinlich ist mir heute, dass es ziemlich lange gedauert hat, bis mir gewisse Dinge nicht mehr peinlich waren. Und dass mir früher nie peinlich war, über etwas, worüber ich – wenn überhaupt – nur klischeehafte Informationen aus einseitigen Medienberichten hatte, so arrogant zu (vor-)urteilen.

Möge Allah t. euch beschützen.

(Veröffentlicht 3.12.2012)

  
Veröffentlicht am 2012-05-03



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6 Antworten zu “peinlich”

  1. Wahnsinn, dein Bericht spricht mir aus dem Herzen, aus der Seele, genau so fühle ich mich auch. Ich bin elhamdullilah konvertiert, aber ich muss und will es nicht überall zum Thema machen. Ich schäme mich nicht dafür, aber ich will nicht extra Anerkennung oder Respekt dafür bekommen. Ich habe auch noch nciht den Punkt erreicht, dass ich bei jedem Satz Allah lobpreise, ich spreche es nicht laut aus, aber ich merke gerade in letzter Zeit, wie oft ich mir denke, was es für eien Gnade Gottes ist, dass ich diesen Moment erleben darf, dass ich diesen Ausblick in der Natur sehe oder dass ich etwas tolles höre, ich denke es mir, aber ich lobpreise Gott nciht laut dafür, auch weil ich weiß oder mir denke, wie es auf andere wirkt. Blöd eigentlich….

    Danke dir für deinen Beitrag !!! Ich lese deinen Blog schon länger und du schreibst mir sooo oft aus der Seele, genau so fühle ich mich auch oft. !! Danke dir.

  2. assalam aleykum

    wir müssen schon einige dinge unterscheiden. sich schämen gott zu preisen, ist falsch. aber halb arabisch, halb deutsch zu sprechen, ist islamisch gesehen auch nicht das gelbe vom ei, denn es heißt ja im koran, dass jeder gesandte in der sprache seines volkes geschickt wurde, um ihnen die dinge klar zu machen (surat az-zukhruf, glaub ich).

  3. Salam,

    ich finde deine Ehrlichkeit toll.
    Man muss ja nicht immer laut Allah lobpreisen,
    wichtig ist das Allah dich "hört" und nicht deine Mitmenschen.
    Es gibt nämlich Leute, die diese "religiongetränkte" Sprechweise nur dann annehmen, wenn sie einem gewissen Umfeld sind. Da frage ich mich manchmal, wen wollen sie damit beeindrucken.

    Ich wünsche dir alles Gute
    SelMama

  4. Ich habe ziemlich lange gebraucht bis ich bemerkte, dass Du eine Frau bist und noch länger dass Du konvertiert hast. Als ich es dann endlich bemerkte wunderte ich mich, dass es überhaupt möglich ist den Islam so zu verstehen und so treffende Schlüsse zu ziehen, ohne dass man von Kindheit an bis in das hohe Alter im Islamischen Geist erzogen wurde.
    Nun aber zum eigentlichen Kommentar:
    Ich bin froh (und tief im Innersten auch stolz) Muslim zu sein und ich binde es den Menschen sooft es geht auf die Nase. 5 Gebete, Fasten, Kopftuch, Frauenrechte, etc. sind dabei aber nie das Thema.
    Meist geht ein Lob oder Bewunderung des Gegenüber voran. Letztens z.B. unterhielt ich mich mit einer Kollegin über Literatur und sie meinte sinngemäß "gibt es überhaupt ein Buch, dass du nicht gelesen hast… woher nimmst du dir die Zeit…". "Lies!" sagte ich "war der erste Befehl Gottes an den Propheten und wohl an die ganze Menschheit… das ist der Grund warum ich soviel lese…" und man merkte richtig wie es in ihrem Kopf zu arbeiten anfing. Nicht mit dem schweren und unverständlichen sollt ihr den anderen zeigen wie der Islam ist. Sondern mit dem um dessen Willen euch die Leute schätzen bewundern und für dieses Verhalten gibt es ganz bestimmt eine Basis im Glauben.

    uzeir.faizah@gmail.com

  5. Salamaleikum,

    ich persoenlich empfinde es schoen, wenn mich jemand als Muslim erkennt und mich mit Ukthi anspricht. Es staerkt mein Zusammengehoerigkeitsgefuehl, (ist das Wort wirklich so lang oder weiss ich nicht wie mans schreibt? hehe)mit meinen Geschwistern im Islam. Und es erinnert mich daran, dass ich andere Muslime auch wirklich wie Geschwister behandeln sollte.
    Wenn ich manchmal mit Nichtmuslimen rede und islamische Lobpreisungen ausspreche, war ich mir am Anfang auch oft unsicher, was ein Nichtmuslim wohl jetzt denkt aber es kommt einfach oft schon automatisch und das ist ja auch schoen. Denn so ist Allah immer in meinen Gespraechen miteingebunden und oft weckt es Interesse bei Nichtmuslimen, weil sie dann wissen wollen was es bedeutet.

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