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Gedanken und Erfahrungen von einer, die fand, Religion sei nur etwas für schlichtere Gemüter - und dann
zum Islam konvertierte. Ausgerechnet ...

(selbst)zufrieden

In Martin Lings »Muhammad – sein Leben nach den ältesten Quellen«, das ich gerade angefangen habe, zu lesen, stieß ich auf eine Stelle, wo von Führern der Quraish*) die Rede ist, welche durch  ihren Reichtum, ihren Ruhm und ihre außerordentlichen Tugenden („verschwenderische Grosszügigkeit, löwenhaften Mut, unfehlbare Treue zum eigenen Wort„) eine Selbstzufriedenheit erlangten, die sie „taub machte für eine Botschaft, die die Nichtigkeit des irdischen Lebens betonte, die Nichtigkeit der Bühne ihres eigenen Erfolgs.“
Nun heißt es doch aber, der Islam bringe dem Gläubigen innere Zufriedenheit. Wie passt das zusammen?
Natürlich ist im Islam nicht diese im Buch erwähnte Art von Selbstzufriedenheit gemeint.  So jemand, der mit sich selbst rundum zufrieden ist, ganz davon überzeugt, ein guter Mensch zu sein, der hält es natürlich nicht für nötig, sich irgendwelche Botschaften auch nur anzuhören. Und es sind beileibe nicht nur Führer mit so herausragenden Tugenden,  die so denken…. 

Nein, wer diese Art von bequemer Selbstzufriedenheit sucht, ist im Islam am falschen Ort. Ganz im Gegenteil – so richtig zufrieden mit sich selbst kann man glaube ich als Muslim/a nie sein.  Da ist immer das Gefühl, nicht wirklich genug zu tun, sich in jeder Beziehung verbessern zu können, sollen, müssen.  Nein, ich bin sicher,  als Muslim/a  kommt man nie so weit, sich zufrieden auf die eigene Schulter zu klopfen und zu denken, ach was für ein guter Mensch ich doch bin. Sondern man wird sich seiner Unzulänglichkeit immer bewusster…

Nein, es ist eine ganz andere Art von Zufriedenheit, die man im Islam gewinnt. Die zunehmende Zufriedenheit mit dem, was man hat, und das damit einhergehende Verlieren  von der Gier, immer mehr »haben« zu müssen, von Neid und Missgunst. Eine Zufriedenheit, die entsteht, wenn man aufhört,  das zu tun, was anderen Menschen gefällt, um ihnen zu gefallen, und beginnt, das zu tun, was Allah t. gefallen kann. Wenn nicht mehr unzählige Instanzen über unser Leben bestimmen sondern nur noch eine. Einer.  Der Eine.  الاحد. Das bringt  Freiheit, Frieden. Und das Wissen, dass wir, je mehr wir es schaffen, das zu tun, was Ihm gefallen kann, desto weniger in der Lage sind, Dinge zu tun, die  unseren Mitmenschen, unserer Umwelt  und uns selber schaden.

*) arabischer Stamm, von dem der Gesandte s.a.s abstammt

  
Veröffentlicht am 2012-11-19



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Eine Antwort zu “(selbst)zufrieden”

  1. Nein, ich bin sicher, als Muslim/a kommt man nie so weit, sich zufrieden auf die eigene Schulter zu klopfen und zu denken, ach was für ein guter Mensch ich doch bin. Sondern man wird sich seiner Unzulänglichkeit immer bewusster…

    Damit hast du so volkommen recht!
    Ich finde es toll wie du schreibs und wie du die Dinge auf den Punkt bringst! MashaAllah!

    Verzaubert durch deinen Schreibstil 🙂

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