Blog
Gedanken und Erfahrungen von einer, die fand, Religion sei nur etwas für schlichtere Gemüter - und dann
zum Islam konvertierte. Ausgerechnet ...
Taliban in Lissabon?
Lissabon ist eine wunderschöne Stadt und es auf jeden Fall wert, dass man sich auf den Hügeln des Bairro Alto und der Alfama und in der Baixa die Füße wund, das Kreuz stechend und Muskelkater in die Waden läuft, um möglichst viel möglichst von nahe zu sehen und zu erleben.
Da dies jedoch ein Blog über meine Erfahrungen mit dem Islam ist und kein Reisetagebuch, werde ich hier nicht über die lichtgeflutete weiße Stadt am Tejo schreiben (vielleicht später im pausenblog) sondern über einen unerwarteten Schatten.
Zuerst aber ein paar Bilder von der schönen „Mesquita Central de Lisboa“, wo ich endlich wieder einmal ein «salat al jum3a» verrichten durfte, und die so ideal zentral gelegen ist, dass ich am Abreisetag, nach dem Auschecken aus dem Hotelzimmer, nochmal kurz zum Dhur/Asr-Reisegebet hingehen konnte. Wie regelmäßige Leser dieses Blogs wissen, habe ich hier in Portugal mit Moscheen im Allgemeinen und Gemeinschaftsgebeten im Besonderen nicht die besten Erfahrungen gemacht, und so war ich wirklich froh um diese seltene Gelegenheit.
Aussenansicht |
Innenhof |
Frauenraum in 1. Stock |
Leider kam es dann zu diesem Zwischenfall:
In einem Taxi, auf dem Weg zur Moschee, zum Freitagsgebet. Zunächst wundere ich mich über eine komische Antwort auf die Frage, wo denn nun die Moschee sei (wir fuhren einen anderen Weg, als ich erwartete). „Die ist da, wo sie ist.“ brummt der Chauffeur….
Kurz vor Ankunft. Der Taxifahrer: „Sie sind also Französin.“ Ich: „Nein, ursprünglich bin ich Schweizerin.“ Er: „Aus der französischen Schweiz.“ Ich: „Nein, aus der deutschen“ (ich glaube er meint, alle Muslime müssten aus französischsprachigen Gebieten kommen). Er: „Und Sie haben zum Islam konvertiert.“ Ich: „Genau.“ Er: „Diese Taliban. Die überall Bomben legen.“ Ich versuche, ihm in der Eile (wir sind gleich da) freundlich zu erklären, dass er ein falsches Bild vom Islam hat, und dass man nicht 1,4 Milliarden Menschen für die schrecklichen Taten einiger weniger Extremisten verantwortlich machen kann. Er: „Diese Taliban. Legen überall Bomben.“ Ich setze nochmal zu einer Antwort an, aber er lässt mich nicht zu Wort kommen: „Da unten in der Mouraria (Stadtteil Lissabons). Da wohnen sie. Haufenweise. Mit langen Bärten. Alles Kriminelle – ist gefährlich da unten, in dem Viertel“…
Das hätte ich nicht gedacht, dass die Vorurteile hier in Portugal so tief sitzen, dass ein Taxifahrer es wagen würde, einer älteren – ich glaube, hier darf ich mal „Dame“ sagen, derart respektlos zu kommen. Und zum ersten Mal im Leben erfahre ich die Bedeutung des Wortes „Diskriminierung“ am eigenen Leibe.
Nach dem Gebet konnte ich mir dann andernorts auch noch die immer gleichen Einwände zum Thema „mündige Menschen lassen sich doch nicht vorschreiben, wann und wo und wie sie zu beten haben, was sie anzuziehen haben etc.anhören“.
Na ja. Kleinigkeiten, an die man sich wahrscheinlich einfach gewöhnen muss. Trotzdem waren es ein paar wirklich sehr schöne Tage, die ich da mit meiner Freundin in Portugals Hauptstadt verbringen durfte.
Leave a Reply