Blog

Gedanken und Erfahrungen von einer, die fand, Religion sei nur etwas für schlichtere Gemüter - und dann
zum Islam konvertierte. Ausgerechnet ...

ultimative kopftuchumfrage

Vor ein paar Tagen hat mir jemand den Link zu diesem Artikel bei „20 Minuten“ geschickt:

(Klick aufs Bild führt zum Artikel)

Nun bin ich zwar Schweizerin, aber ich lebe seit über 20 Jahren nicht in meiner Heimat und kenne deshalb diesen Zentralrat nicht, weiß also nicht, wie radikal der ist und ob man da einfach pauschal  von „Islamisten“ sprechen darf oder ob sie sich sogar selber so nennen. Aber darum geht es hier nicht. (Ist ja sowieso immer noch nicht lange so dramatisch und folgenschwer wie die Tatsache, dass gerade jeder, der gegen den Militärputsch in Ägypten ist, als Islamist bezeichnet wird – aber auch davon handelt dieser Beitrag nicht, dies ist kein politischer Blog und ich kann mich zwar aufregen, aber nicht wirklich sachkundig äußern.)

Es ist ja eigentlich auch kein Thema mehr, dass manche Nichtmuslim/Innen nicht aufhören, gegen das Kopftuch und dessen Trägerinnen zu stänkern und wie der Stier in der Arena nur dieses Stück Stoff  vor Augen haben, sobald sie „Islam“ hören – daran ist man mittlerweile gewöhnt. Was mir hingegen aufstößt ist, dass sich hier eine sogenannte „gemäßigte“ Muslimin öffentlich im Namen „fortschrittlicher“ Muslime derart massiv gegen diese Kopftuchmodenschau im Speziellen und das Kopftuch im Allgemeinen äußert:
 

Bei gemässigten Muslimen stösst die Modeschau auf Kritik. Saïda Keller-Messahli, Präsidentin des Forums für einen fortschrittlichen Islam, hält die Veranstaltung für «hochproblematisch»: «Wenn man das Kopftuch und die komplette Verhüllung zum modischen Accessoire macht, trägt man zur Verharmlosung der religiös motivierten Verleugnung des weiblichen Körpers bei, deren Zweck die Kontrolle über die Frau ist.»“

Was ist eine gemäßigte Muslimin? Eine, die kein Kopftuch trägt? Und wer sind die fortschrittlichen Musliminnen, die hier vertreten werden? Soviel ich weiß, gibt es ganz viele sehr fortschrittliche und unabhängige Musliminnen, die zwar strikt dagegen sind, dass jemandem das Kopftuch in welcher Weise auch immer aufgedrängt wird, die es aber selber aus Überzeugung tragen. Im Umkehrschluss müssten das ja rückständige, unmäßige oder maßlose oder wie auch immer Muslimas sein. Was für eine Unterstellung! Ich persönlich kenne keine einzige Muslimin, die den Hijab  trägt, weil sie dazu gezwungen wird oder sich durch das Umfeld indirekt dazu gezwungen fühlt, oder die den Eindruck hat, dadurch ihren Körper zu verleugnen und sich der männlichen Kontrolle auszuliefern. Ich weiß dafür von einer ganzen Anzahl von Frauen, dass sie es gerne tragen würden, es aber nicht tun, weil sie sich nicht trauen, die sich dazu gezwungen (!) sehen, darauf zu verzichten, weil sie sonst z.B. ihren Job verlieren oder gar keinen finden könnten, oder weil sie bei ihrer Familie oder in ihrem Umfeld als „unterdrückte Frauen“ dastehen würden, oder weil sie nicht dumm angemacht werden wollen auf der Straße oder weil sie einfach nicht auffallen wollen. 
 
Dass Nichtmuslime das mit dem Kopftuch nicht so recht verstehen, ist durchaus nachvollziehbar. Aber ich finde es einfach schade, dass sich immer mehr „moderne“ Musliminnen dazu hinreißen lassen, ins gleiche Horn zu blasen. Was bezwecken sie damit? Am liebsten möchte ich glauben, sie würden im Grunde Gutes bezwecken und wollten tatsächlich unterdrückten Frauen helfen. Aber sind sie wirklich so naiv, dass sie nicht merken, dass sie die Stimmung aufzuheizen, statt Ängste zu bekämpfen und den Stellenwert des Tuches zu relativieren? Warum?  Um sich zu profilieren, gut da zu stehen bei den Nichtmuslimen? Um sich selbst zu rechtfertigen? Es zwingt ihnen doch niemand das Tuch auf – also sollen sie doch diejenigen, die es gerne tragen, in Ruhe lassen!
 
Ich möchte mit diesem Artikel nicht verharmlosen, dass es sicher Fälle gibt, wo Zwang und Unterdrückung der Frau eine Rolle spielen. Aber das betrifft nicht nur das Kopftuch und auch beileibe nicht nur Musliminnen und soll jetzt hier nicht thematisiert werden. Jedenfalls ist das Kopftuch sicher nicht DAS Symbol für Unterdrückung, auch wenn es immer mehr (gezielt?) dazu hochstilisiert wird. Es ist aber andererseits auch nicht das wichtigste im Islam, wie es es uns, so scheint es manchmal, gewisse Prediger weismachen wollen.

So, und jetzt will ich doch einmal etwas genauer wissen, wie es die Betroffenen selber halten mit diesem Stück Stoff auf dem Haupt und deshalb starte ich die ultimative*) Kopftuch-Umfrage. Es sind drei (anonyme) Umfragen (dieses Umfrage-Programm lässt jeweils nur eine Frage zu). Ich bitte alle muslimischen Leserinnen, mitzumachen und den Link zu dieser Seite weiterzugeben, damit möglichst viele Antworten kommen, sodass das Resultat einigermaßen repräsentativ wird. Wenn euch übrigens manche Antwortmöglichkeiten komisch vorkommen: die habe ich nicht selbst erfunden, das meiste sind Argumente resp. Unterstellungen, die ich schon selber zu hören bekam oder irgendwo sonst gehört oder gelesen habe.
 
Um das Resultat nicht zu verfälschen, gibt es jeweils nur eine Antwortmöglichkeit. Wenn mehrere Faktoren eine Rolle spielen – bitte einfach das Hauptargument ankreuzen. Sollte deine Begründung (pro oder kontra) nicht dabei sein, einfach diejenige angeben, die ihr am nächsten kommt. Wer es (noch) nicht fulltime trägt, kann alle Fragen beantworten.
1.Frage an muslimische Leserinnen, die das Kopftuch tragen

Warum trägst du das Kopftuch?
oder Resultat ansehen (komisch, da stimmt was nicht, das Resultat kommt nur wenn man auf „abstimmen“ klickt)

2. Frage an muslimische Leserinnen, die das Kopftuch nicht tragen:

Warum trägst du das Kopftuch nicht?

3. Abschliessende Umfrage:

Wenn der Grund aus Umfrage 1 (warum trägst du das Kopftuch) resp. 2 (warum trägst du das Kopftuch nicht) wegfallen würde



So. Jetzt bin ich wirklich gespannt! 

*) nein nein, ich habe nicht den Größenwahn bekommen, das „ultimativ“ ist natürlich nicht ganz ernst gemeint. Auf jeden Fall freue ich mich über jede einzelne abgegebene Stimme! 

  
Veröffentlicht am 2013-08-19



Leave a Reply

6 Antworten zu “ultimative kopftuchumfrage”

  1. Assalam Aleykum Chadidscha

    Ich kann Deinen Unmut verstehen. Ich erinnere mich noch an eine Professorin (Deutsche, Soziologin) an der Uni, die mir erklären wollte, dass das Kopftuch ein politisches Symbol sei und nichts mit Religion zu tun habe. (Ja – ne, ist klar)
    In der Schweiz ist es Saïda Keller-Messahli, bei uns in Deutschland ist es Necla Kelek, die in jeder Talkshow zum Thema Islam dabei ist und ihren Blödsinn verzapft.
    Es hört sich vielleicht ein bisschen nach Verschwörungstheorie an, aber in Europa darf es scheinbar kein positives Bild vom Islam geben und es wird alles dafür getan, Unwahrheiten zu verbreiten.
    Niemand bzw. nur wenige wollen oder werden hier verstehen, dass die Freiheit sich zu bedecken ein großes Geschenk ist. Dass es dadurch erst echte Freiheit geben kann, die sich keine Frau, die das nicht mal für 5 Minuten ernsthaft versucht hat, nachvollziehen kann. Das Kopftuch hat mir soviel mehr gebracht, was über die üblichen Argumente zur Bedeckung hinausgeht, das kann man sich nicht vorstellen.
    Ich wollte Kopftuch tragen. Mir war es ein inneres Bedürfnis und das habe ich bei der Umfrage auch angekreuzt. Ich weiß auch nicht, ob ich es gemacht hätte oder weiter machen würde, wenn dieses Bedürfnis nicht dagewesen wäre. Aber es hat in den vergangenen 10 Jahren nicht nachgelassen, im Gegenteil es ist immer noch mehr gewachsen. Ich bin mir sicher, dass Allah dieses Bedürfnis in mir geweckt bzw. in mir gesetzt hat und das zählt für mich mehr, als es zu tun, weil ich es für eine Pflicht halte. Ich will es und deswegen mache ich es und nicht weil ich mich verpflichtet fühle.

    Und wenn sie das nicht nachvollziehen können oder wollen, wie sollen sie das dann alles verstehen? Selbst das Argument dass, wenn wir schon so liberal sind in dieser Gesellschaft, wir auch den Wunsch nach der Bedeckung genauso respektieren müssen, wie nach kurzen Röcken oder nackter Haut, lassen sie in der Regel nicht gelten. Dann verzapfen sie diesen Mist von unterdrückten Frauen.

    Ich merke, ich schreibe mich gerade in Rage …
    Es ist natürlich ein sensibles Thema, was ich aber sagen will ist, dass es auch wenn sie das Kopftuch nicht für sich wollen, zumindest akzeptieren sollen, anstatt zu versuchen die ganze islamische Frauenwelt zu befreien. Das machen wir mit ihnen ja auch nicht.
    Aber – noch ein Wort zu den in den Medien auftretetenden "moderaten" Muslimen: Nein, lieber doch nicht, das wird sonst häßlich …

    Ich koche mir jetzt einen Kamillentee und wünsche Dir und allen Deinen Lesern noch einen schönen Tag!

    Alles Liebe, Jacaranda

  2. Assalam Aleykum

    Was genau meinst Du damit?
    Die Modenschau ist nur für Frauen. Männer sind dort nicht anwesend und der verlinkte Artikel sagt ganz klar, dass es darum geht, dass viele schweizerische Muslime im Ausland kaufen müssen, weil es die bedeckende Kleidung vor Ort nicht gibt. Deswegen veranstalten sie die Modenschau, bei der die Kleidung auch gekauft werden kann. Ich finde das ist eine wunderbare Sache und scheint nichts damit zu tun zu haben, das Kopftuch als Modeaccessoire zu "degradieren", was natürlich nicht in Ordnung ist.

  3. as salamu alaikum,

    >>(Nachtrag: Bitte diese Frage auslassen, wenn man bei Frage 1 geantwortet hat, dass man es für eine religiöse Pflicht hält oder es ein inneres Bedürfnis sei, denn dann ist auch ohne Antwort klar, dass man es abnehmen würde, würden diese Gründe wegfallen.)<<

    Selbst dann würde ich es nicht mehr abnehmen wollen (natürlich wenn ich es schon trage). Ich glaube, wenn man es noch gar nicht trägt, würde man es dann gar nicht aufsetzen.
    Es gibt dennoch reichlich nichtmuslimische Frauen, die sich ebenfalls bedecken, weil sie den Sinn dahinter verstanden haben und welche Vorteile der Hijab hat.

  4. Wa alaykum as-salam

    Oh – tut mir leid, ich hab den Nachtrag wieder geändert. Diese dritte Umfrage ist in der Tat ein wenig schwierig zu handhaben, war nicht so gut durchdacht. Aber ich glaube, die beiden anderen Umfragen sind aussagekräftig genug.

  5. Assalamu aleikum

    MashaAllah, sehr schöner Beitrag! Allerdings konnte ich die dritte Umfrage nicht beantworten, da ich es einfach nicht so formulieren wuerde.

    Aber passend zum Thema, ich hoffe es ist in Ordnung, ich hatte vor einigen Jahren mal eine simple Unterschriftenliste mit genau dem Thema gestartet:

    http://hijabmychoice.de.vu/

    Dort haben sich mittlerweile ueber 2700 Unterschriften angesammelt, inshaa Allah macht ihr auch mit!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.