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Gedanken und Erfahrungen von einer, die fand, Religion sei nur etwas für schlichtere Gemüter - und dann
zum Islam konvertierte. Ausgerechnet ...

Bismillah, Alhamdulillah. Und ein Apfel.

Bismillah

Im Namen Gottes. Mit dieser Formel beginnt ein(e) Muslim(in) idealerweise alles, was er/sie tut. Um sich immer daran zu erinnern, dass alles, was er/sie ist und hat und tut, nur ist und hat und tut, weil Gott es zulässt. Dadurch, dass wir sie in Seinem Namen für Ihn ausführen, wird jede noch so alltägliche Handlung zum Gottesdienst. Nebenbei steigert dieser bewusste Einstieg in alle Tätigkeiten ganz allgemein die Achtsamkeit, mit der wir durchs Leben gehen. 

Eine weitere Wirkung dieses kurzen Innehaltens besteht darin, dass man, wenn man gerade etwas tun will, das Gott missfallen könnte, diese Formel unmöglich aussprechen kann. Wodurch man sich dann im besten Falle davon abhalten lässt, dieses Vorhaben durchzuführen. (Leider ist es in der Realität meist so, dass es einem bei solchen Gelegenheiten gar nicht erst einfällt, „Bismillah“ zu sagen…)

Wenn die Handlung abgeschlossen ist, sagt man „Alhamdulillah“, wörtlich „das Lob gebührt Gott“. Logisch – siehe Anfang dieses Beitrags. Es ist der Dank an Gott dafür, dass Er die Durchführung erlaubt hat. Dabei sollen natürlich beide Formeln nicht zu leeren Floskeln verkommen, sondern ganz bewusst gesprochen werden, laut oder auch nur in Gedanken, je nach dem, mal so, mal so.

Idealerweise„, sagte ich schon am Anfang. Denn, sich eine solche neue Gewohnheit anzueignen ist gar nicht so einfach, vor allem, wenn das Vorbild fehlt und sich in einem schon recht langen Leben die Gepflogenheiten fest eingebrannt haben. Aber auch der Alltag lenkt ab, und die unmuslimische Umgebung. Manchmal hat man wohl das Gefühl, man könnte keinen Moment seines restlichen Lebens mehr vergessen, an Gott zu denken, Ihm zu danken – und im nächsten Augenblick sind die Gedanken sonstwo und  wir erinnern uns erst zur nächsten Gebetszeit (wie weise doch diese Gebetszeiten sind!). 

Ich selbst bin ja fast ein halbes Jahrhundert durchs Leben gegangen ohne Gott zu danken. Dass man Mitmenschen dankt, wenn man etwas bekommt oder sie etwas für einen tun, das habe ich wohl gelernt. Aber Gott? Wie soll man einen Dank an etwas richten, an dessen Existenz man nicht glaubt?

Alhamdulillah

Doch während des Schreibens dieses Artikels schweiften meine Gedanken ganz weit zurück in die Vergangenheit und ich fand mich im Kindergarten wieder. Fräulein Lüdi hieß unsere Kindergärtnerin und ich kann mich erinnern, als ob es gestern gewesen wäre, wie wir uns alle zum Znüni (Pausenbrot) im Kreis auf unsere kleinen Stühlchen setzten und das Fräulein Lüdi einen Apfel quer durchschnitt, um uns den Stern zu zeigen, den das Kerngehäuse bildet. Und dann erzählte sie uns von dem großen starken Baum, der aus diesen kleinen dunkelbraunen glänzenden Körnchen werden konnte. Dann assen wir andächtig unseren Apfel. Wir sollten dabei ja nichts vergeuden sondern möglichst das „Bütschgi“ (Kerngehäuse) mitessen oder dann ganz ganz gut „abnagen“, damit fast nichts übrig blieb, das wurde genau kontrolliert. Die Kernchen sammelten wir in einem kleinen bunten Döschen für die Vögel. Ob wir das folgende Lied am Anfang oder am Ende der Znüni-Zeremonie sangen, weiß ich nicht mehr, auch nicht, ob sie jeden Tag oder nur ab und zu stattfand. Dass die Erinnerung daran so frisch geblieben ist, ist übrigens kein altersbedingter Langzeitgedächtnisschub, sondern ich habe es nie vergessen und es gab in meinem Leben immer mal wieder Momente, wo ich es summte oder in Gedanken vor mich hin sang und, wenn mir überhaupt bewusst wurde, was ich da tat, über mich selbst den Kopf schüttelte.

Ich lasse es so, auf „züritüütsch“ – wie ich es damals lernte. Ich glaube das verstehen auch des Schweizerdeutschen nicht mächtige Leser 😉 :

Liäbe Gott im Himel obe
wer isch gross und starch wiä Du
oh i muäss Di, muäss Di lobe
Du Liäbgott häsch alles gmacht
 
Du häsch Sunne, Mond und Sternli
häsch de schön blau Himel gmacht
häsch de Öpfel mit sim Chernli
Du Liäbgott häsch alles gmacht
 
Alhamdulillah!

 
Ihr könnt ja mal raten, welches das >>Chrischteli ist 
(PS  dieser Fotograf hat wohl seinen Beruf verfehlt, dass er keinem
einzigen der Kinder ein Lächeln entlocken konnte…)
  
Veröffentlicht am 2013-10-30



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5 Antworten zu “Bismillah, Alhamdulillah. Und ein Apfel.”

  1. Schöner Artikel. Leider vergesse ich die Basmala aber immer noch oft oder spreche sie völlig abwensend aus. Dein Artikel hat mich wieder daran erinnert, dass ich mehr darauf zu achten muss. Barak Allah fiki. Zum Ratespiel: Die sind alle sehr süss, die Kleinen. Ich tippe mal drauf, dass "Christeli" das zweite von links ist bei den Stehenden 🙂

  2. Haha – dasch aber für dech ned so schwer gsii.

    Ja, stimmt. Mademoiselle Sorgenvoll.
    Ob es wohl an dem Tag war, dass ich meinen besten Chindsgifreund Thomasli "Tomate" nannte und mir über die Folgen Sorgen machte? 🙂

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